archivierte Ausgabe 1/2006 |
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Hermann Häring |
Nachbar Niederlande |
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25 Jahre lang arbeitete ich in den Niederlanden; fast täglich passierte ich am Niederrhein die Grenze nach Nijmegen. 1980 gab es noch regelmäßige Zollkontrollen; 1990 tauchten Zoll und Polizei nur noch bei der Suche nach Drogen auf. Zehn Jahre später war aus der Zollstation eine Annahmestelle von Lottoscheinen geworden. Normalisierte sich damit schrittweise ein schwieriges Verhältnis zwischen zwei Ländern? Ich unterschätze die Normalisierungsprozesse nicht, denn m. W. hat kein anderes Land so bewusst und so nachdrücklich an der Aufarbeitung seiner beschädigten Geschichte mit Deutschland gearbeitet; gegenüber allem Gerede von der Deutschfeindlichkeit der Niederländer erkläre ich vorweg, dass ich nicht ein einziges Mal als Deutscher gebrandmarkt oder angefeindet wurde. Gewiss herrscht an einer Theologischen Fakultät nicht die Atmosphäre eines Stammtischs oder einer Schulklasse von Halbwüchsigen. Aber für weite Kreise gilt eben keine Feindseligkeit mehr, schon eher die wachsame Erinnerung von solchen, die einst verletzt und gedemütigt wurden. Es ist die Enttäuschung, die der große Bruder auslöste, dem dieses Land vertraute, mit dessen Sprache es so eng verbunden ist und dessen Dichter man auswendig kannte. Noch heute gibt es die wissenschaftlich professionellen Kenner von Paul Celan, Thomas Mann, Rainer M. Rilke, Nelly Sachs, Friedrich Spee, um nur einige zu nennen. Was aber tun, wenn sich in einer Sprache, die beinahe die eigene war, plötzlich die Fratze von Unterdrückern zeigt? Und was tun, wenn in der Generation der Enkel die verdrängten Erfahrungen und Emotionen der Großeltern wieder hochkochen? Fußballkämpfe geraten so mit schöner Regelmäßigkeit zur kollektiven Therapiestunde, diesmal ohne die Schminke der Höflichkeit. Vielleicht ist das gut so und sollten Christen mit diesem Phänomen einer gemeinsamen Verantwortung keine Probleme haben. Das schließt einen nüchternen Alltag nicht aus, denn für einen durchschnittlichen Niederländer gilt dann eben: „Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es wieder heraus“, besonders dann, wenn Deutsche sich militärisch geben. In den achtziger Jahren wollte ich einmal eine Prinz-Heinrich-Mütze tragen, wie Helmut Schmidt sie trug. Man hat mir dringend davon abgeraten.
Selbstironie und Understatement
Auch gegenüber den Deutschen sind die Niederlande ein weltoffenes Land. Gewiss, mit Touristen lässt sich Geld verdienen, aber keine deutsche Fakultät würde die hohe Anzahl von ausländischen Dozentinnen und Dozenten zulassen, die meine Fakultät in Nijmegen kennt. Je mehr ich mich aber von meinen Kollegen akzeptiert fühlte und in die niederländische Kultur hineinwuchs, umso deutlicher wurden mir die Unterschiede, die unterschwellig unsere Beziehungen bestimmen. Gelegentlich wurde ich auf unseren Mangel an Humor hingewiesen. Eine Anekdote aus den achtziger Jahren erzählt von niederländischen Managern, die in Düsseldorf ihre Aufgaben mit so viel Selbstironie und Understatement präsentierten, dass deutsche Manager die Tagung verließen. [...]
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