archivierte Ausgabe 1/2019 |
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Stichwort |
DOI: 10.14623/wua.2019.1.2-7 |
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Benedikt Jürgens |
Führungskonzepte aus der Wirtschaft |
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Seit geraumer Zeit experimentieren kirchliche Organisationen nicht nur mit Führungskonzepten aus der Wirtschaft, vielmehr werden sie mehr oder weniger flächendeckend genutzt. Durchdachte Führungskonzepte entstanden in der Wirtschaft seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Unternehmungen so komplex geworden waren, dass sie nicht mehr durch einzelne charismatische Unternehmerpersönlichkeiten gesteuert werden konnten. Die Eigentümer griffen immer weniger in die strategische und operative Arbeit in den Unternehmen ein, sondern beauftragten angestellte Manager mit dieser Aufgabe. Die Ausbildung dieser neuen Berufsgruppe übernahmen im deutschsprachigen Raum die neu errichteten Technischen und Handels-Hochschulen. In den USA arbeiteten die zur gleichen Zeit entstehenden Business Schools von Anfang an eng mit den Universitäten zusammen und etablierten seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Disziplin der „Business Administration“. Sowohl im deutschsprachigen Raum als auch in den USA gab es zugleich einen engen Zusammenhang zwischen unternehmerischer Praxis und wissenschaftlicher Forschung.
Die Führungskraft als Ingenieur
So entwickelte Frederick Winslow Taylor (1856–1915) im Kontext der US-amerikanischen Stahlindustrie in Pennsylvania und später als Professor am Dartmouth College (New Hampshire) seine Ideen. Sein Konzept eines Scientific Management erarbeitete er sich durch praktische Erfahrung als Manager in der Industrie, aber auch durch Experimente mit Arbeitsgeräten. Er folgerte daraus, dass Effizienz und Qualität steigen, wenn die Produktion in möglichst kleinteilige Schritte zerlegt, zwischen Kopf- und Handarbeit sowie zwischen Planung und Ausführung getrennt werde. Dadurch wurde es möglich, dass auch ungelernte Kräfte die Arbeit in großen Unternehmungen übernehmen konnten, was jedoch dazu führte, dass die Arbeit extrem einseitig und monoton wurde. Sein Führungskonzept wurde vor allem in der Massenproduktion von Autos in den Fabriken von Henry Ford genutzt. Für das Scientific Management funktioniert eine Unternehmung letztlich wie eine gut geölte Maschine, in dem die Arbeiter wie kleine Rädchen das große Ganze in Bewegung halten. Die daraus entstehenden Arbeitsbedingungen hat Charlie Chaplin in seinem Film „Modern Times“ kritisiert.
Führung als Verwaltung
Eine ähnlich rationale Vorstellung wie die von einem Unternehmen als Maschine hatte Max Weber (1864–1920). Weber hatte jedoch eher Verwaltungen im Blick, deren Organisation er als „stahlhartes Gehäuse“ begriff, die den Bewegungsspielraum der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einschränkte und die Arbeitsweise komplett reglementierte. Die von Weber als „Bürokratie“ bezeichnete Organisationsform wurde durch umfassende Rationalisierungsprozesse hervorgebracht. Die institutionelle Rationalisierung in der Bürokratie erforderte eine neue Form der Herrschaft, die legale Herrschaft. Diese Herrschaftsform ist einerseits von der traditionalen Herrschaft, die sich durch die Heiligkeit und Gottgewolltheit gegebener Traditionen legitimiert, und andererseits von der charismatischen Herrschaft, die auf der Vorbildlichkeit und Ausstrahlung einer Person beruht, zu unterscheiden. In einer durch legale Herrschaft gesteuerten „Bürokratie“ werden zunächst einzelne Organisationsaufgaben definiert, für die dann fachliche geeignete und qualifizierte Beamte eingestellt werden. In Bürokratien herrscht eine „aktenmäßige“ Kommunikation, bei der die einzelnen Arbeitsschritte systematisch dokumentiert und Entscheidungen auf diese Weise verlässlich, transparent und nachvollziehbar wurden. Wie die Taylorsche Unternehmensmaschine lebt auch die Webersche Bürokratie von der Planbarkeit und Steuerbarkeit der Arbeitsergebnisse. Aus diesem Grund wurde dieses Bürokratiemodell auch in den Verwaltungen der großen Konzerne realisiert, in denen die leitenden Angestellten als „Privatbeamte“ bezeichnet wurden. Die genannten Vorteile der Bürokratie stehen allerdings in Spannung zu „einer ausgewogenen Berücksichtigung der Interessen des Individuums.“
Führung als Kalkulation
Einem rationalistischen Ansatz ist auch die Institutionen-Ökonomik verpflichtet. Unter Institutionen versteht man in diesem Konzept formale Strukturen in der Form von „institutionalisierten, d. h. in der Umwelt der Organisation nicht mehr hinterfragten Regeln und Erwartungen.“ Während die Vertreter der Neo-Institutionalistischen Organisationstheorie darauf aufmerksam machen, dass eine Organisation Regeln aus ihrer Umwelt weniger deswegen integriert, weil sie rational und effizient sind, sondern um eine Legitimationsfassade aufzubauen, liegt der klassischen Institutionenökonomik die Theorie des kalkulierenden Homo oeconomicus zugrunde. [...]
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