archivierte Ausgabe 2/2015 |
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Ulrich Engel OP |
Jetztzeit der Orden! |
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1976 hatte die „Vereinigung der Deutschen Ordensoberen“ (VDO) den Münsteraner Fundamentaltheologen Johann Baptist Metz zu ihrer Jahresversammlung eingeladen. Auf Wunsch der Ordensleute sollte der „Nicht-Ordensmann“ Metz über die theologische Relevanz der Ordensexistenz sprechen. Im Hintergrund seiner Ausführungen – auch dies ein explizites Anliegen der Einladenden – stand das Dokument „Unsere Hoffnung. Ein Bekenntnis zum Glauben in dieser Zeit“, das die „Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland“ (1971–1975) kurz zuvor verabschiedet hatte. „Unsere Hoffnung“ trägt deutlich erkennbar Metz’ Handschrift. Dementsprechend kann sein Vortrag vor den Mitgliedern der VDO mit Fug und Recht als systematisch-theologische Explikation des Synodendokumentes gelesen werden. In letzterem hatten die Synodalen die Praktiken des christlichen Glaubens und des kirchlichen Lebens als „Wege in die Nachfolge“ bestimmt.
Stunde der Nachfolge
Ein Jahr nach seinem Vortrag machte Metz seinen Vortrag in überarbeiteter Form einer größeren Öffentlichkeit zugänglich. Schon im Titel markiert das Buch den Zeitindex, um den es Metz in seiner ordenstheologischen Entfaltung des Synodendokuments zu tun war: „Zeit der Orden?“. Diese Formel hat uns bei der Erarbeitung der vorliegenden Ausgabe von Wort und Antwort inspiriert. Im Vorwort seines Büchleins heißt es über den Zusammenhang von Nachfolge und Ordensexistenz: „Solche Nachfolgezeit (…) ist in besonderer Weise ‚Zeit der Orden‘“. Deren „Stunde der Nachfolge“ sah Metz damals gekommen.
Pünktlich zum Jahr der Orden, das Papst Franziskus für 2015 ausgerufen hat, ist „Zeit der Orden?“ als Taschenbuch wiederaufgelegt worden. In einem neuen Vorwort zu dieser inhaltlich unveränderten Ausgabe definiert Metz seine Überlegungen als Orientierung im Angesicht der Gefahr, dass sich nach dem weltkirchlichen Aggiornamento des Zweiten Vatikanischen Konzils und den ekklesialen Aufbrüchen in der bundesdeutschen Synode schon „bald pastoraler Stillstand einstellen könnte“ (ZO, 8). Wie Recht Metz mit seiner Prognose hatte, ist spätestens heute ersichtlich.
Subjekte der Theologie
Die neue Politische Theologie à la Münster hat immer versucht, das Subjekt stark zu machen. Theologien, die ihre intellektuelle Evidenz in wohltemperierter Distanz zum Subjektiven zu entwickeln suchen, sind Metz bis heute verdächtig. In diesem Sinne empfiehlt Metz die „Memoria passionis“ als eine Art Medikation gegen postmoderne, subjektmüde Zeiten. Dennoch muss – gerade von der Warte des Sympathisanten aus – die kritische Rückfrage gestellt werden: Wer genau sind denn die Subjekte der Metz’schen Nachfolge-Theologie? Ein Zitat aus „Zeit der Orden?“ bestätigt mich in meiner Fragerichtung: „Schließlich stellt sich gerade heute immer bedrängender die Frage nach dem angemessenen Subjekt der Theologie. Wer ist das Subjekt des Theologietreibens? Der Gelehrte? Der Professor? Der Prediger, der Seelsorger? Der mit seiner eigenen Existenz gestikulierende Mystiker? Der einzelne, seine Lebensgeschichte vor Gott artikulierende Christenmensch? Der Nachfolger? Oder die unterschiedlichen Gruppen und Gemeinschaften, die sich ein mystisch-politisches Protokoll ihres Nachfolgelebens schreiben? Keiner sage, dass diese Frage längst klar entschieden sei.“ (ZO, 38)
Vor diesem offenen Fragehintergrund formuliere ich (m)einen Verdacht: Anders als der Theologie der Befreiung, welche die Armen und Armgemachten früh schon als das sie tragende Subjekt klar benennen konnte, ist der neuen Politischen Theologie eine solche Identifizierung ihrer Subjekte bis heute nicht gelungen. Und vielleicht ist genau das der Grund dafür, dass Metz den Orden – quasi stellvertretend – die mystisch-politische Nachfolgepraxis in ihrer letztlich unzumutbaren Radikalität zumutet(e). Auch wenn Metz explizit als Gefahr benennt, die religiösen Kommunitäten zu „Alibi- und Entlastungsinstitutionen für die Großkirche“ (ZO, 32f.) zu machen, ist doch die „Versuchung zu einer solchen Delegierung der Nachfolge an die Orden (…) groß“ (ZO, 33) – und Metz erliegt ihr. Deshalb scheitert seine ambitionierte Ordenstheologie letztendlich auch, so meine These.
Dass die Orden heute weder als gefährliche Gotteserinnerung noch als „Schocktherapie des Heiligen Geistes für die Großkirche“ (ZO, 9) wahrgenommen werden, ist allerdings nicht der Metz’schen Theologie und ihrem epistemologischen Defizit anzulasten. Hier gilt es zuerst die hausgemachten Krisenphänomene der Orden im hiesigen Kontext (selbst-)kritisch in den Blick zu nehmen: bürokratische Selbstlähmung, theologisch-kirchliche Konfliktvermeidungsstrategien, gesellschaftspolitische Mutlosigkeit. [...]
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