archivierte Ausgabe 2/2016 |
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Stichwort |
DOI: 10.14623/wua.2016.1.50-52 |
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Ulrich Engel OP / Dennis Halft |
Dominikanische Theologie zwischen Weltkirche und lokaler Sendung |
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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) hat eine Bewegung der Erneuerung und Veränderung innerhalb der katholischen Kirche in Gang gesetzt, die längst noch nicht abgeschlossen ist. Wir stimmen mit Karl Rahner SJ und seiner grundsätzlichen theologischen Deutung überein, dass das II. Vatikanum „der erste amtliche Selbstvollzug der Kirche als Weltkirche“ war. Damit hat das Konzil den dominierenden Einfluss der Europäer auf die Katholizität der Kirche beendet. Mit weitsichtigem Scharfsinn sah Rahner voraus, dass der Prozess der Schaffung einer authentisch polyzentrischen Weltkirche, einschließlich der Bewältigung ihrer inneren Differenzen, Zeit bräuchte. Tatsächlich dachte Rahner an ein ganzes Jahrhundert! Deshalb ist es nun unsere Aufgabe, sich mit den Fragen der Globalisierung von Kirche und Gesellschaft zu befassen.
Eine globale Welt und eine universale Kirche
2013 wählte die katholische Kirche den ersten Papst aus Lateinamerika. Dies war ein starkes Zeichen für eine post-europäische, universale Kirche. Es war auch Ausdruck einer globalisierten Welt. Auf dem Generalkapitel der Dominikaner in Bogotá 2007 kamen die Brüder zu folgender Analyse der Ambiguität der heutigen Globalisierung: „Die Welt, wie sie uns heute begegnet, weckt in vielerlei Hinsicht Ängste: Konflikte, Gewaltverbrechen gegen die Menschheit, Ausgrenzungen, Leid, verursacht durch Migration, die Unsicherheit in Vielem [sic!], neue, Exklusivität predigende religiöse Bewegungen, die abartigen Auswüchse der Globalisierung […] Wir beobachten aber auch gewisse positive Auswirkungen der Globalisierung, wie etwa die Bereicherung, die wir heute durch die interkulturelle Realität unserer Städte erfahren, die Verbesserung der Lebensbedingungen durch Wissenschaft und Technik, die Bemühungen, eine größere Gleichheit zwischen Männern und Frauen zu erreichen, die Vorteile des Fortschritts bei den Kommunikationsmedien. Gerade diese widersprüchliche Welt aber sollen wir lieben, auch wenn deren ständige Veränderung uns alle betrifft, und für deren Zukunft wir Hoffnung bewahren sollen.“ (ACG Bogotá 2007, Nr. 48)
Angesichts dieser doppelten Herausforderung einer polyzentrischen, universalen Welt forderte das Generalkapitel von Bogotá, dass Dominikaner „Verantwortung für die globale Sendung des Ordens tragen [müssen].“ (ACG Bogotá 2007, Nr. 49)
Lokale Theologien entwickeln
Diese Verantwortung für die globale Sendung des Ordens verwirklicht sich durch die Schaffung einer lokalen Kirche im Kontext der globalisierten Welt. Als Schwestern, Brüder und Laiendominikaner sind wir dazu aufgerufen, die Früchte unserer Tradition wie die ‚Summe‘ des Thomas von Aquin, die Theologie der Menschenrechte der Schule von Salamanca oder die ‚Nouvelle théologie‘ von Marie-Dominique Chenu OP, Yves Congar OP und Henri-Marie Féret OP neu zu fassen und sie in lokale und regionale Theologien, die den Bedürfnissen der Menschen von heute gerecht werden, zu übersetzen. Edward Schillebeeckx OP hat diese theologische Aufgabe wie folgt umrissen: Wie ist es „ein und demselben Evangelium, das nur in einem gesellschaftlichen und kulturellen Kontext vorkommt (sogar im Neuen Testament selbst) und das niemals aus einer Kultur gänzlich herausgelöst werden kann, möglich, die Sprache einer vollkommen anderen Kultur anzunehmen?“
Eine Entwicklung lokaler Theologien heißt, allgemeine theologische Systeme zu kontextualisieren. Clemens Sedmak, ein österreichischer Philosoph und Theologe, der am King’s College in London und an der Universität Salzburg lehrt, plädiert nachdrücklich für die Schaffung „kleiner Theologien“. Seiner Ansicht nach sollen ‚kleine Theologien‘ das Leben der Menschen würdigen. Eine solche theologische Praxis spricht vom Geheimnis des Gott-mit-uns, dem wir „nicht in klaren, eindeutigen Ideen, sondern in Beziehungen [begegnen]; nicht in universalen, abstrakten Konzepten, sondern in einzelnen, konkreten Sakramenten und/oder Symbolen; nicht durch Beobachtung, sondern durch Mitwirkung.“
Eng damit verbunden ist der sogenannte ‚Salamanca-Prozess‘, „ein interaktiver Dialog zwischen Wissenschaft und Wirklichkeit“, der im Dominikanerorden im Anschluss an das Generalkapitel von Rom 2010 eingeleitet wurde.
Solche ‚kleinen Theologien‘ sind an einem konkreten Ort, in einer bestimmten Lokalität verortet. Sie haben also einen locus. Entsprechend können die verschiedenen Wirklichkeiten, in denen wir leben, als – in den Worten von Melchior Cano OP (1506/09–1560) – loci theologici verstanden werden. Unserer Ansicht nach sollten die dominikanischen Studienzentren in aller Welt solche lokalen Theologien entwerfen, die die verschiedenen sozialen und kirchlichen Kontexte berücksichtigen. Sedmak deutet die Briefe des früheren Ordensmeisters Timothy Radcliffe OP (im Amt 1992-2001) an die Schwestern und Brüder durchweg als wichtigen Beitrag zur Schaffung einer regionalen Theologie der Dominikanerinnen und Dominikaner!
Unsere Website über dominikanische Theologie(n)
Anlässlich des 800-jährigen Jubiläums der Bestätigung des Ordens der Prediger, das wir von 2016 bis 2017 feiern, ist die aktuelle Ausgabe von Wort und Antwort der Vielfalt lokaler dominikanischer Theologien gewidmet. Wir haben Schwestern und Brüder aller Zweige des Ordens, d. h. Moniales, Schwestern, Laiendominikaner und Fratres (Laien und Priester), Feministen wie Thomisten, junge wie erfahrene Theologinnen und Theologen, von allen Kontinenten stammend, eingeladen, die folgende Frage zu beantworten: „Was ist eine dominikanische Theologie?“ Das Ergebnis – 18 sehr unterschiedliche Beiträge – werden in dieser Ausgabe (teilweise gekürzt) in deutscher Übersetzung sowie auf folgender Website im Original und in deutscher und/oder englischer Übersetzung vorgestellt: www.dominikanerorden.de/what-is-dominican-theology . Tausende anderer Antworten wären ohne weiteres möglich … Sie sind herzlich eingeladen, die einzelnen Beiträge auf unserer Website zu kommentieren. Wir ho ffen auf eine lebhafte Diskussion – innerhalb und außerhalb des Ordens!
Ein Wort des Dankes
Wir schulden allen Autorinnen und Autoren, Übersetzerinnen und Übersetzern unseren Dank! Wir danken besonders José David Padilla OP (Miami, FL, USA) für seine Erlaubnis, einen Ausschnitt seines Cartoons (Albertus Magnus, Thomas von Aquin und Margareta von Ungarn) als Titelbild dieser Ausgabe verwenden zu dürfen! Wir sind auch Pierre de Marolles OP (Freiburg i. Ue.) verpflichtet, der uns ein Foto von Josés Cartoon zur Verfügung gestellt hat. Nicht zuletzt danken wir Johannes M. Schäffler OP (Düsseldorf) für seine technische Unterstützung bei der Erstellung der Website.
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