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Stichwort
Manuel Merten OP
Bethanien
Es war in den 1980ern, als Reinhard Mey das Lied von der „Homestory“ sang. Den Refrain hatte damals jedes Kind im Ohr: „Und nun erzählen Sie mal, wie das alles begann.“

Im Gefängnis fing alles an

Die einhundertjährige Geschichte der Dominikanerinnen von Bethanien nimmt ihren Anfang im Gefängnis: 1864 wird der damals 32jährige Dominikaner Jean Joseph Lataste gebeten, in einer französischen Frauenhaftanstalt Exerzitien zu halten. Er hat Angst vor dieser Aufgabe und gibt zu, dass er nicht frei von Vorurteilen ist. Dann aber macht er Erfahrungen, die ihn bekennen lassen: Ich habe Wunder gesehen.

Tief beeindruckt von der Ernsthaftigkeit religiösen Suchens und von der festen Entschiedenheit vieler inhaftierter Frauen zur Umkehr, reift in P. Lataste der Plan, einen Orden zu gründen, in dem ehemalige Häftlinge zusammen mit „unbescholtenen Frauen“ in schwesterlicher Gemeinschaft leben können. Es soll nicht mehr zählen, was jemand einmal war, sondern ausschließlich, was er ist. Das ist nur konsequent. Denn ein Zweck von Ordensgemeinschaften ist es, den erhofften, endgültigen Zustand der Welt im Reich Gottes zeichenhaft vorwegzunehmen. Eine Gemeinschaft, wie Lataste sie im Sinn hat, würde das Wort Jesu sinnenfällig machen: „Was meint ihr? Wenn jemand hundert Schafe hat und eines von ihnen sich verirrt, lässt er dann nicht die neunundneunzig auf den Bergen zurück und sucht das verirrte? Und wenn er es findet – amen, ich sage euch: er freut sich über dieses eine mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt haben.“

Das „Haus von Bethanien“

In einer Broschüre entfaltet Lataste seinen Plan. Mag die Sprache seiner Zeit für heutige Ohren auch etwas blumig klingen, deutlich wird jedenfalls, wie sehr er bestrebt ist, aus dem Zentrum der frohen Botschaft des in Christus angebrochenen Heils heraus zu denken und zu handeln. Er schreibt: „Das wollen wir für unsere unglücklichen Strafentlassenen: Jesus nachahmen in der Rehabilitierung der durch das Verbrechen und den Richterspruch entehrten Menschen. Längst rehabilitiert vor dem Angesicht des Himmels und vor dem Richterstuhl ihres Gewissens, wollen wir sie auch vor dem weltlichen Richterstuhl und vor dem Angesicht der Gesellschaft rehabilitiert sehen. Unser Vorbild ist Jesus Christus selbst, so wie ihn die heiligen Evangelien geschildert haben: unschuldig wendet er sich den Schuldigen zu, mischt sich unter sie und schützt sie so mit dem Mantel seiner Reinheit. Versteht ihr, wie gut der Name „Haus von Bethanien“ passen wird? Das Evangelium erzählt uns, dass in Bethanien zwei Schwestern lebten: die eine von unbeflecktem Lebenswandel, Martha, jene Schwester des Lazarus, die von der Kirche als Jungfrau verehrt wird. Die andere war Maria Magdalena, die Sünderin, von der Jesus sieben Dämonen ausgetrieben hatte, wie uns der Evangelist sagt. Magdalena, die einstige Sünderin, die jetzt rehabilitiert ist. Und Jesus kam gerne, um sich in ihrem Haus auszuruhen, und alle beide wetteiferten, die eine, um ihm zu dienen, die andere, um ihm zuzuhören. Und Jesus scheint keinen Unterschied zwischen ihnen zu machen. Was sage ich, er gibt sogar der Magdalena den bevorzugten Platz zu seinen Füßen und in seinem Herzen.“

Latastes Plan findet mehr Kritiker als Bewunderer. Nicht zuletzt seine dominikanischen Mitbrüder verhalten sich reserviert, wenn nicht gar ablehnend. Vom Ordensgeneral erhält er einen Brief mit keineswegs ermutigendem Inhalt: „Verehrter P. Lataste, ich will Ihnen ganz im Vertrauen sagen, was ich von Ihrer Provinz höre: Ihr Plan, so sagt man, wird dort im Allgemeinen nicht angenommen und erweckt bei vielen Patres mehr Misstrauen als Sympathie. Man hält Sie für einen Mann mit warmem Herzen und voll Begeisterung, der sich aber leicht durch schöne Träume verführen lässt und nicht das Zeug zum Organisator hat. Ich ermahne Sie deshalb, lassen Sie sich nicht auf ein tollkühnes Abenteuer ein, ohne auf die Mitwirkung und die moralische Unterstützung Ihrer Brüder zählen zu können, und setzen Sie sich nicht sogar der Gefahr aus, von ihnen verleugnet und gestürzt zu werden.“

Menschen mit warmem Herzen und kühnen Träumen sind in der Regel gern gesehen, solange sie es beim Träumen belassen. Gehen sie aber daran, ihre Träume in Realität umsetzen zu wollen, wird es meist schwierig. Das gilt überall, sowohl in der Kirche, als auch in ihren Orden: Die nüchternen Realisten, die Leute mit Sachund Fachverstand, die Menschen mit der dagegenstehenden Lebenserfahrung setzen nicht selten unmittelbar zum Todesstoß an, wo das „Traumhafte“ Wirklichkeit werden soll. Und so setzt sich nur der durch, dessen Hoffnung über Realismus und Erfahrung hinwegreicht bis an die Grenzen einer neuen Wirklichkeit. [...]


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