archivierte Ausgabe 4/2006 |
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Thomas Dienberg |
Frömmigkeit |
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Der Begriff der Frömmigkeit ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend in Misskredit oder gar ins Abseits geraten. Allzu schnell wird er mit Frömmelei, mit unreflektiertem Glauben und Volksfrömmigkeit verbunden. In der Literatur geht Frömmigkeit oft mit Heuchelei Hand in Hand. Glaubensvollzug und alltäglicher Lebenswandel fallen auseinander. Eine Frömmigkeit, die sich nicht mit der Verantwortung für die Welt verbindet, wird vor allem von der christlichen Jugend auf der Suche nach Glaubensvorbildern als „scheinheilig“ entlarvt, gilt nicht als erstrebenswerte Haltung, erscheint als anachronistisch, nicht mehr zeitgemäß, wenngleich auch heute oft noch als faktische Wahrheit.
Ein belasteter Begriff
In Verbindung mit dem Pietismus erscheint Frömmigkeit als ein religiöses Gefühl, manchmal gar als ein sektiererisches Gefühlsmoment. Vielfach wird Frömmigkeit auch in die Ecke des Fanatischen gestellt. So tauchen im Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York vielfach Beschreibungen der Attentäter auf, die die Terroristen als fromm und fanatisch, als glaubensgehorsam und asketisch bezeichnen. Frömmigkeit gerät in den Verdacht der Fügsamkeit und der kritiklosen Hinnahme von institutionellen und religiösen Verordnungen. Eine neuere Publikation zum Thema ist bezeichnenderweise überschrieben mit dem Titel: „Frömmigkeit. Eine verlorene Kunst.“ Die Herausgeber stellen fest, dass sich das Stichwort Frömmigkeit nahezu ausschließlich in historischen Arbeiten wiederfindet, während in der Gegenwart im theologischen Diskurs und der öffentlichen Auseinandersetzung mit Kirche und Glauben eher von Spiritualität und Religiosität die Rede ist. Der Begriff scheint zu belastet zu sein, um ihn noch ernsthaft in einem Diskurs verwenden zu können.
Begriffsgeschichte
Der Begriff Frömmigkeit geht auf das griechische Wort „eusebia“ (Ehrfurcht, Verehrung) sowie auf das lateinische Wort „pietas“ (Reinheit, Integrität) zurück. Diese Verehrung kann sich auf das Verhalten einem Gott gegenüber, aber auch auf das Verhalten den Eltern, Mitmenschen, den Toten und dem Vaterland gegenüber beziehen. Frömmigkeit ist also eine Beziehungskategorie, die sich in einer Haltung zum Ausdruck bringt. Das althochdeutsche Wort „fruma“ sowie das mittelhochdeutsche „vrum“ oder „vrom“, die dem deutschen Wort Frömmigkeit zugrunde liegen, bedeuten allerdings eher Nutzen und Vorteil. Das was dem Menschen frommt, das nutzt ihm. [...]
Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.
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