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Stichwort DOI: 10.14623/wua.2017.4.146-149
Christoph Brandt
Menschmachung
Was ist der Mensch? Was prägt ihn? Wie lässt er sich gegenüber anderen Lebewesen definieren? Diese Fragen prägen die Philosophie, beginnend bei Platon bis in die Gegenwart. Noch immer wird vortrefflich darüber gestritten, was den Menschen eigentlich ausmacht. Besonders prekär ist die dabei die Frage nach dem Verhältnis von Leib und Seele, was sich für die Gegenwart nicht zuletzt in der Debatte um das Verhältnis von somatischer zu psychischer Medizin mit der psychosomatischen Medizin als Mittlerin zeigt.

Philosophiegeschichtlich gibt es auf die Frage nach dem Verhältnis von Leib und Seele vier große Antwortmöglichkeiten, die bis heute nachwirken. Diese Antwortmöglichkeiten sollten zum Einstieg in die Debatte um Self-Enhancement (Selbstverbesserung) kurz betrachtet werden, um ein besseres Verständnis der Thematik zu ermöglichen. Eine gute und zugleich ausführlichere Einführung in dieses Spezialthema der Anthropologie findet sich in Klaus Müllers Glauben – Fragen – Denken.

Leib-Seele-Dualismen


Der Leib-Seele-Dualismus gehört zu den häufigsten Antwortmöglichkeiten, wenn es darum geht, das Verhältnis von Leib und Seele zu beschreiben. Seinen Ursprung hat dieses Modell bereits in der antiken Philosophie. So gehört etwa Platon zu den ersten Vertretern eines solchen Dualismus, wobei seinem Ansatz eine ausgeprägte Leibfeindlichkeit zu Grunde liegt. Besonders deutlich wird dies im Kratylos, wo Platon den Leib als den Kerker der Seele beschreibt. Trotz seines dualistischen Ansatzes ist für Platon also letztlich die Seele das entscheidende Merkmal, die er zumindest in Teilen für den unsterblichen Bestandteil des Menschen hält. Durch entsprechendes philosophisches Training könne sie sich bis an die Grenzen des Möglichen vom Körper lösen – mit etwas Wohlwollen könnte man hier schon von einem ersten Enhancement sprechen. Die Seele soll dabei soweit konditioniert werden, dass sie sich ihrem Kerker, ihrem Gefängnis entziehen kann.

Ein weiterer (und neben Platon wohl der bekannteste) Vertreter eines Leib-Seele-Dualismus ist René Descartes. Gerade sein dualistischer Ansatz hat eine Wirkungsgeschichte bis in die zeitgenössische Medizin. Descartes vertritt dabei einen Interaktionismus. Leib (res extensa) und Seele (res cogitans) interagieren unter Vermittlung der Zirbeldrüse, was sich für Descartes allerdings nur einseitig darstellt. Ausschließlich die Seele sei in der Lage, auf den Körper Einfluss zu nehmen. Umgekehrt ist es für Descartes nicht denkbar, dass der Körper auf gleiche Weise die Seele beeinflussen könne, es handelt sich also um eine Art Einbahnstraße. Widerhall findet ein solches Denken in zeitgenössischen Ansätzen zur Psychosomatik. Auch hier wird davon ausgegangen, dass psychische Zustände unser physisches Wohlbefinden stören können. Allein durch eine Behebung dieser psychischen Störungen ließe sich das körperliche Wohlbefinden wiederherstellen. Hierbei ist allerdings zu bedenken, dass dies nicht nur für ausschließlich psychische Probleme gelten muss. Der sogenannte Placeboeffekt zeigt, dass auch Medikamente ohne Wirkstoff in bestimmten Situationen eine nachweisbare Wirkung zeigen.

Auch nach Descartes und bis in die Gegenwart hinein spielt der Dualismus als Antwort auf die Frage nach dem Verhältnis von Leib und Seele eine entscheidende Rolle. Bei Leibniz findet sich etwa das Konzept der Prästabilierten Harmonie. Er geht davon aus, dass die Korrespondenz von Leib und Seele bei der Schöpfung einmalig und grundlegend hergestellt wird. Bei Spinoza greift das Konzept des psychophysischen Parallelismus. Hierbei behauptet Spinoza, dass es sich bei Psyche und Physis um Attribute einer unendlichen Substanz handle. In der Gegenwart findet sich dann etwa Poppers Trialismus. Dabei geht Popper von einer Drei-Welten-Theorie aus, die gewissermaßen den Dualismus weiterdenkt. Dabei besteht die Welt aus Physischem, Psychischem und Geistigem, letzteres umfasst beispielsweise Theorien.

Hylemorphismus

Mit dem Hylemorphismus tritt ein weiteres Modell auf den Plan, um das Leib-Seele-Verhältnis zu beschreiben. Der erste, bei dem sich ein solches Modell findet, ist Aristoteles. Vertreter des Hylemorphismus gehen von einer qualitativen Differenz zwischen Leib und Seele aus. Die Seele tritt als formendes Prinzip des Leibes auf. Bei Aristoteles ist die Seele letztlich Ursache des Lebens, sodass ohne sie eine Existenz des Leibes und damit Leben nicht möglich ist. Eine solche Denkweise findet über Thomas von Aquin Eingang in die katholische Theologie. Im Katechismus der Katholischen Kirche von 1993 heißt es, dass die Seele als Form des Leibes zu betrachten sei. Erst die Geistseele bewirke, dass aus dem materiellen Leib ein belebter Leib würde. [...]


Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.

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