archivierte Ausgabe 1/2005 |
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Joachim Kügler |
Jesus, der Kult und die Priester der Kirche |
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Wer sich zurzeit mit dem katholischen Priestertum beschäftigt, mag auf manche wirken wie ein Zoologe, der sich einer aussterbenden Art widmet. Immerhin kann man den Eindruck gewinnen, das traditionelle Priestertum stünde zumindest in Mitteleuropa unmittelbar davor, von der Bühne der Kirchengeschichte abzutreten. Ereignisse wie die Päderastie-Skandale in den USA oder in St. Pölten erscheinen in diesem Zusammenhang wie das unkontrollierte Zucken im letzten Todeskampf. Ein solcher Eindruck kann nicht mehr einfach als böswillig oder unrealistisch abgetan werden, auch wenn dies einen schmerzt, der selbst Priester ist und es gerne ist. Je nach theologischem Temperament wird man den Rückzug des Priestertums auf den Beharrungswillen der Kirchenleitung, den bösen Zeitgeist oder auf die göttliche Vorsehung zurückführen. Wie auch immer – das katholische Priestertum war so lange ein prägendes Element kirchlicher Selbstkonstitution, dass es auf jeden Fall lohnt, sich damit zu beschäftigen, auch auf die Gefahr hin, damit fast nur noch historische Arbeit zu leisten. Das muss freilich den Bibelwissenschaftler, der ohnehin Spezialist für Vergangenes ist, nicht weiter stören. Was viel störender sein mag, ist die Art, wie die Frage nach dem Priestertum beantwortet wird, wenn man sie an das Neue Testament stellt.
Begriffsklärung
Der griechische Begriff hiereus/ Priester hängt mit hieros/ heilig zusammen. Das Heilige konstituiert sich durch Abgrenzung vom Profanen. Der antike Tempel/hieron mit seinen Umfassungsmauern und seiner abgestuften Heiligkeit ist die architektonische Verdichtung dieser Konzeption. Der Priester wäre in diesem Sinne die dem Heiligen zugehörige Person, die aufgrund ihrer Abgrenzung von den übrigen Menschen geheiligt und damit kultfähig wird. Im Unterschied zu anderen Menschen hat der Priester als Kultdiener Zugang zum abgegrenzten Bereich des Heiligen. Die Abgrenzung vom Unheiligen, die den Zutritt zum Heiligen ermöglicht, ist die Voraussetzung dafür, dass der Priester eine Vermittlungsrolle zwischen Götterwelt und Menschenwelt einnimmt.
Neutestamentlicher Textbefund
Abgesehen vom Hebräerbrief, der Jesus von der Rolle des Hohenpriesters her interpretiert, aber mit seiner Priesterchristologie eine Ausnahme im Neuen Testament darstellt, taucht der Begriff „Priester“ selten auf. Bei Paulus und den Deuteropaulinen fehlt er völlig. [...]
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