archivierte Ausgabe 1/2009 |
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Christian Duquoc |
Heilige Herrschaft und Hierarchie |
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Häufig kritisieren die aus dem Protestantismus hervorgegangenen Gemeinschaften und die christlichen progressiven Gruppierungen an der katholischen Kirche ihr Festhalten an der heiligen Herrschaft ihrer Amtsträger. Das Festhalten an dieser heiliger Herrschaft führt zu einer Ämter- und Statushierarchie. Die Amtsträger definieren Lehre und Praxis der Kirche, die sie autoritativ durchsetzen, ohne die Meinung des gläubigen Volkes zu berücksichtigen. Die heilige Herrschaft erweist sich als gescheiterter Versuch der Demokratisierung innerhalb der Kirche. Demokratisierung der Kirche bedeutet, dass anerkannt wird, dass alle Gläubigen durch die Taufe die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Aus dieser Aussage folgt, dass die Gläubigen nicht von der aktiven Teilnahme am Gedeihen der Gemeinschaft ausgeschlossen sind. Alle sollen ein verantwortungsbewusstes Zeugnis für die Umsetzung des Evangeliums in unserer Zeit geben. Die heilige Herrschaft wird als eine durch ihre Amtsträger ausgeübte illegitime Kontrolle aufgefasst, die doch allen zusteht.
Diese vielleicht etwas überzogene Kritik entbehrt nicht einer gewissen Wahrheit. Die heilige Herrschaft wird gemeinhin als die juristische Kontrolle des Unkontrollierbaren verstanden, als Aneignung eines göttlichen Attributs durch eine institutionelle Elite, die ihr die Fähigkeit verleiht, im Namen Gottes zu regieren und zu entscheiden, ohne jemandem Rechenschaft darüber ablegen zu müssen. Die heilige Herrschaft ist nicht zu allererst moralische Autorität, selbst wenn sie auf die Unterstützung des ethischen Verhaltens der Gläubigen abzielt. Der Machtinhaber als solcher ist nicht a priori davor gefeit zu sündigen: Priester, Bischöfe und Päpste haben das durch ihr unmoralisches oder verantwortungsloses Verhalten nur zur Genüge bewiesen. Höchste kirchliche Autoritäten sind nicht zurückgeschreckt, diese Macht zu Ihrem eigenen Vorteil zu missbrauchen. Luthers Anklage des kommerziellen Ablasshandels liefert uns ein historisches Beispiel für den jederzeit möglichen weltlichen Missbrauch der heiligen Herrschaft. Ohne diese Herrschaft würde keine Hierarchie bestehen, die nach Gutdünken die göttliche Autorität benutzen oder zu ihren Gunsten die prinzipiell unverfügbaren Attribute der überirdischen Welt ausspielen könnte. [...]
Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.
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