archivierte Ausgabe 2/2007 |
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Michael Hochschild |
„Be yourself“ |
Das kühle Papsttum als heißes Medium |
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Man muss mit dem Satan geflirtet haben, um die Sensation im Lager der Engel zu sein. Was also ist geschehen, damit der Papst neuerdings fast überall so viel Beachtung in der Öffentlichkeit findet, wahre Begeisterungsstürme für sich entfacht und sogar zum Liebling des Zeitgeistes avanciert? Hatte er sich in der entzauberten Welt von heute einfach nur verlaufen oder kommt der Applaus am Ende aus der falschen Ecke ihrer Oberflächensurfer?
Der Papst als Fernsehklassiker
Nun hat sich der Papst weder bitterseelenallein verlaufen, das kann er gar nicht, schon weil die Tradition ihn nie im Stich lässt und seinen Weg spurt, noch stammt seine Aufmerksamkeit von metaphysischen Nullen oder gar von Engeln, sondern schlicht aus den Medien. Dort wird seit geraumer Zeit jedermanns Kulturgeschichte der neuen Unübersichtlichkeit geschrieben, vornehmlich noch immer beim Fernsehen. Das ist der Ort, an dem sich selbsternannte Botschafter des Zwanglosen marktgerecht präsentieren und niemand mehr von ihnen so recht weiß, von welcher Welt, von welchen Menschen er erzählen soll, außer von sich, keine Bilder findet, außer die für seine eigenen Wünsche, keine Worte für die Zeit findet, außer ihr seinen (Künstler)Namen anzupreisen. Die wenigen Momente, in denen sich dieses Medium noch selbst ernst nimmt, sind Projekte historischer Selbstvergewisserung: alte Serien und Klassikerwiederholungen – wie beim Papst und seinen Grußworten an die Menschen in der Welt von heute. Er bringt es dabei aber einfach nicht fertig, Generationen von Kultur- und Gesellschaftskritikern nach dem Mund zu reden, die nicht mehr existieren oder noch gar nicht geboren sind, sondern er hält sich an seine Botschaft für die Heutigen. Ziemlich unspektakulär, erst recht in der Selbstinszenierung. Medial schillernd zwischen Trash und Pathos steht zumindest fest, dass er selbst an Äußerlichkeiten für sich spart. Und das ist weder seiner Eigenart noch dem Zufall geschuldet, sondern: dem Amt.
Das Amt „Seiner Heiligkeit“
Nicht einmal der besonderen Würde dieses höchsten Kirchenamtes, sondern seinem Amt als solchem – „Seiner Heiligkeit“ als Gottes Stellvertreter auf Erden. Marx wollte die gesellschaftlichen Verhältnisse und Begriffe zum Tanzen, Adorno die Logik zum Sprechen bringen – und der Papst die Menschen zur Heiligkeit führen. Mithin die Folge einer eingeschränkten Berufswahrnehmung, durch die er, vergleichbar dem Zahnarzt, der beim Menschen immer nur die Zähne sieht, bei ihnen den Willen Gottes erkennt. Wie man es auch dreht und wendet, stets spricht er mit eigener Stimme, aber nie für sich, auch nicht von sich. Von daher auch das Sprachkleid seines Amtes – der Pluralis majestatis. Er gibt den kommunikativen Rahmen vor und stellt den jeweiligen Amtsinhaber in die Tradition seines Amtes. [...]
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