archivierte Ausgabe 2/2012 |
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Joachim Kügler |
Kampf den Teufelskindern! |
Kirchenkonflikte im johanneischen Christentum |
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Zu den besonderen Highlights der neutestamentlichen Überlieferung gehört sicher die Aussage, dass Gott Liebe ist, die sich im Ersten Johannesbrief gleich zweimal (vgl. 1Joh 4,8.16) findet. Das ist eine wunderbare Aussage, aber sie bedeutet leider fast nichts, weil der Liebesbegriff heute so fürchterlich ausgewaschen ist. Wer sich daran erinnert, dass Erich Mielke seinen Bespitzelungs- und Unterdrückungsapparat mit dem Ausruf „Ich liebe euch doch alle!“ begründet hat, wird wissen, was ich meine. In der Antike war das nicht viel anders. Man denke nur daran, dass auch der römische Unterdrückungsapparat sich auf die Liebe der Götter zum Kaiser stützte. Und dessen Liebe zu seinen Untertanen zeigte sich auch nicht in Befreiung und Machtverzicht, sondern maximal in „panem et circenses“ – für die Mehrheit der Unterjochten in den Provinzen nicht einmal das.
Gott ist Liebe
Auch im johanneischen Christentum hatte der Liebesbegriff Definitionen nötig. So wird im Evangelium die Liebe Gottes mit der Hingabe des Sohnes bis zum Tod am Kreuz definiert (vgl. Joh 3,16; 1Joh 4,10). Liebe ist also weder nur ein Gefühl noch nur ein Wort, sondern ebenso blutige wie erlösende Wirklichkeit. Deshalb ist das zentrale Zeichen für die Liebe des Sohnes die Fußwaschung, also der niedrigste Sklavendienst, den die antike Welt kannte. Und genau dieser Akt des „Herrn und Meisters“ soll von seinen Schülern nachgeahmt werden (vgl. Joh 13,14). Wenn diese zur Liebe ermahnt werden, dann ist also überdeutlich, was damit gemeint ist: praktische Liebestat bis hin zum niedrigsten Dienst, bis zur Hingabe des Lebens, ja sogar bis zum Teilen des Vermögens. Dass ich das Vermögen in dieser Reihung als Höhepunkt angeführt habe, beruht auf meiner Einschätzung, dass vielen Menschen der Geldbeutel das wichtigste Körperteil ist. Die daraus resultierenden Konflikte kennt auch das johanneische Christentum nur zu gut.
Geld ist ein Problem
Die Tatsache nämlich, dass der Liebesbegriff so intensiv definiert werden musste, deutet darauf hin, dass hier massive Probleme in der Gemeindewirklichkeit aufgetreten waren. Sowohl die Endfassung des Evangeliums wie auch der kurz vorher geschriebene Erste Johannesbrief haben hier einen deutlichen Schwerpunkt. Das Problem lag vermutlich vor allem darin, dass einige relativ wohlhabende Gemeindemitglieder zwar sagten, dass sie Gott lieben und an Jesus als Brot des ewigen Lebens glauben, dass aber dieser Glaube weitgehend Theorie blieb: Wort und Zunge (vgl. 1Joh 3,18).
Insofern das ewige Leben, das sich im Glauben hier und jetzt mitteilte, vom irdischen Leben dieser Welt grundverschieden war, brauchte der Glaube an dieses ewige Leben auch keine irdischen Konsequenzen haben. Die irdische Welt mit ihren Sorgen und Nöten gehörte nicht zu dem, was wirklich wichtig war. Diese Gemeindegruppe hatte wohl auch keine Sorge oder gar Furcht vor dem Letzten Gericht Gottes. Vielmehr war man überzeugt, das eigentliche Gericht schon hinter sich zu haben (vgl. Joh 5,24). Die Glaubenden waren zugleich Gerechtfertigte, die Unglaubenden dagegen waren zugleich auch schon Gerichtete/Verurteilte. Wer nicht zum Glauben an Christus kam, kam auch nicht zum ewigen Leben, blieb im Tod und hatte daher seine Strafe schon empfangen. Wer dagegen zum Christusglauben kam, kam damit zugleich zum ewigen Leben und hatte darin seinen Lohn schon empfangen. Dass eine solche Heilsgewissheit schnell zu Selbstzufriedenheit führen und die Pflichten gegenüber den Mitmenschen vergessen machen konnte, leuchtet ein. [...]
Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.
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