archivierte Ausgabe 2/2018 |
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Leseprobe 1 |
DOI: 10.14623/wua.2018.2.62-67 |
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Dennis Halft |
Zwischen Inkarnation, Christozentrik und Alterität |
Claude Geffrés religionstheologischer Ansatz |
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Am 9. Februar 2017, kurz nach Vollendung seines 91. Lebensjahres, verstarb in Paris Claude Geffré. Der französische Dominikaner, der sich Zeit seines Lebens mit zeitgenössischen gesellschaftlichen Fragen in theologisch-systematischer Perspektive auseinandersetzte, zählt zu den profiliertesten Theologen der postkonziliaren Ära. Bekannt wurde Geffré vor allem durch sein Projekt einer „hermeneutischen Theologie“, das für eine stets neue Vermittlung der christlichen Botschaft zu den Gegenwartserfahrungen der Menschen plädiert. Im Zuge der hermeneutischen ‚Wende‘ in der Theologie befasste sich Geffré ab den 1980er Jahren intensiv mit religionstheologischen Fragen. Seine standortgebundene „christliche Theologie des religiösen Pluralismus“ unternimmt den Versuch, die Spannung zwischen dem christlichen Anspruch auf die (Heils-)Universalität Jesu Christi und der Vielfalt anderer Religionen, gerade in ihrer Differenz zur christlichen Botschaft, theologisch zu deuten. Nach wie vor stellt dieses Spannungsverhältnis eine wesentliche Herausforderung für eine Religionstheologie in christlicher Perspektive dar, die andere Glaubensüberzeugungen wertzuschätzen sucht, ohne die Geltungsansprüche des Christentums aufzugeben oder zu relativieren.
Nach einem kurzen biografischen Überblick soll Geffrés religionstheologischer Ansatz anhand der Schlüsselkategorien Inkarnation, Christozentrik und Alterität vorgestellt und kritisch diskutiert werden.
Jenseits des eigenen Horizonts
Geffrés Interesse an anderen Religionen und Kulturen zeigte sich bereits in seiner Jugend. Geboren 1926 im westfranzösischen Niort, war er als junger Mann vom islamischen Kulturraum und einer gewissen ‚Mystik der Wüste‘, wie sie Charles de Foucauld (1858–1916) verkörperte, fasziniert. Nach einer kurzen Zeit im Priesterseminar, während der er sich mit dem späteren Kulturphilosophen, Soziologen und Jesuiten Michel de Certeau (1925–86) anfreundete, trat Geffré mit 22 Jahren in den Dominikanerorden ein. Die Präsenz der Predigerbrüder im Maghreb, in Ägypten und im Irak und Geffrés Wunsch, einmal in die Mission zu gehen (der sich allerdings nicht realisieren sollte), waren für seine Ordenswahl maßgeblich. Nach Abschluss seiner philosophisch-theologischen Studien an der ordenseigenen Hochschule Le Saulchoir nahe Paris ging Geffré nach Rom, wo er 1957 am Angelicum promoviert wurde. Anschließend war er in Le Saulchoir tätig, zunächst als Professor für Dogmatik, dann als Rektor der Hochschule. 1968 wechselte Geffré ans Institut Catholique de Paris, an dem er knapp drei Jahrzehnte Fundamentaltheologie, theologische Hermeneutik und Theologie der Religionen dozierte.
Seine weltkirchliche Perspektive schärfte Geffré als Gastprofessor an verschiedenen theologischen Fakultäten, u. a. in Kamerun, Kanada, im Kongo und in den USA, sowie als langjähriges Mitglied des Direktionskomitees der internationalen Zeitschrift für Theologie Concilium. Nach seiner Pensionierung leitete er von 1996 bis 1999 die École biblique seines Ordens in Jerusalem. In diese Zeit fällt auch Geffrés erster Konflikt mit der Kongregation für das Katholische Bildungswesen bzw. der Kongregation für die Glaubenslehre, die über ein halbes Jahr seine Ernennung zum Direktor der École biblique durch den Ordensmeister der Dominikaner, Timothy Radcliffe, unbestätigt ließ. Geffré sah sich Vorwürfen ausgesetzt, dass „[sein] Entwurf einer Theologie als Hermeneutik zu einem ‚offenen Relativismus‘ führe“ und dass „[sein] Entwurf der christlichen Offenbarung insofern Fragen aufwerfe, als dass man den Koran als Wort Gottes verstehen könnte“, wie er 1998 in einem Interview erläuterte. Aus ähnlichen Gründen scheinen die vatikanischen Behörden interveniert zu haben, als die Theologische Fakultät im kongolesischen Kinshasa dem Dominikaner 2007 die theologische Ehrenpromotion für sein Lebenswerk antrug. Nichtsdestotrotz sind Geffrés Veröffentlichungen, anders als im Falle des belgischen Jesuiten Jacques Dupuis (1923–2004), zu keinem Zeitpunkt durch das Lehramt notifiziert worden.
Inkarnationstheologisch grundiert
Was bedeutet die historisch gegebene Pluralität der Religionen für eine christliche Theologie? Geffrés Überlegungen nehmen ihren Ausgangspunkt in Gottes Menschwerdung, dem „Paradoxon der Inkarnation“, das er als die „Vereinigung des absolut Universalen mit dem absolut Konkreten“ qualifiziert. Als einer der theologischen „Erben“ (M. Quisinsky) seines Ordensbruders Marie-Dominique Chenu (1895– 1990) hatte sich Geffré von dessen Geschichts- und Inkarnationstheologie wesentlich inspirieren lassen. Chenu weist Gottes Heilszusage in Jesus Christus als im wirklichen Sinne universell auf, indem er den Eintritt Gottes in die Geschichte des Menschen als paradigmatisches Ereignis deutet. Gottes Gegenwart inkarniere sich, in Fortsetzung seiner Menschwerdung in Jesus von Nazareth, in den konkreten Gegebenheiten dieser Welt, einschließlich theologisch wirkmächtiger ‚Orte‘ außerhalb des Christentums. Gottes Präsenz in den Lebensverhältnissen der Menschen verpflichte zu einem steten Dialog zwischen Kirche und ‚Welt‘. Damit beschrieb Chenu bereits in den 1930er Jahren eine gegenwartsoffene Theologie, wie sie drei Jahrzehnte später das II. Vatikanum lehramtlich festschreiben sollte. Für Geffré „gehört Chenu […] zu den großen Vertretern dieser [auf der Menschwerdung basierenden] Theologie, nach der das Gottesreich auf den Wegen der Geschichte anbricht, und nicht allein innerhalb der Kirche oder im Bewusstsein der Gläubigen.“ [...]
Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.
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