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Leseprobe 1
Jürgen Ebach
Verbindendes und Trennendes
Zur „Areopagrede“ des Paulus in Apg 17
Dass Paulus in Athen war, ist historisch wahrscheinlich, dass er dort Missionsreden hielt, ist gut möglich, dass er die Rede hielt, die in Apg 17 steht, ist ganz unwahrscheinlich. Die Areopagrede ist zudem kein paulinischer, sondern ein lukanischer Text. Als literarische Rede aber kann sie als Modell mit gegenwärtigen interreligiösen Diskursen zu tun bekommen. Wie kommen in dieser Rede Verbindendes und Trennendes zusammen? Bildet sie ein Anknüpfungsmodell auf der Basis „natürlicher Theologie“ oder ist sie ein Zeugnis biblischer Religionskritik? Wie kommen hier Theologie und Philosophie ins Gespräch? Welchen Erfolg hat diese Rede? Die folgenden fragmentarischen Überlegungen gehen diesen Fragen nach.

„Was will denn diese Saatkrähe schon sagen!“

Die Passage, die von Paulus in Athen berichtet, setzt in Apg 17,16 ein. Paulus begibt sich nach unterschiedlichen Erfahrungen bei Missionsreisen in Nordgriechenland überstürzt in diese Stadt und wartet dort auf zwei seiner Begleiter. Er schaut sich in Athen um und ist von den zahlreichen Götterbildern abgestoßen. Er redet in der Synagoge, aber er geht auch auf dem Markt, der Agora, auf Menschen zu.
Dabei ließen sich einige der philosophisch Gebildeten, die der epikuräischen und stoischen Richtung anhingen, auf eine Auseinandersetzung mit ihm ein. (Apg,17,18)

Auch Athen war nicht hauptsächlich von Philosophen bevölkert, doch eine gewisse philosophische Bildung und die Zugehörigkeit zu einer Denkrichtung gehörte zur Grundausstattung vieler Menschen in der Antike. Die Reaktion dieser Bildungsbürger auf Paulus ist gemischt.

Einige sagten. „Was will denn diese Saatkrähe schon sagen!“
Das griechische Wort spermologos (Saatkornpicker) meint als realen Vogel die Saatkrähe und dann einen Menschen, der Worte aufpickt, die andere haben fallen lassen, und der Aufgeschnapptes weiterträgt. Paulus erschien danach manchen wie ein Phrasendrescher oder ein Sprücheklopfer. Die meisten Bibelübersetzungen lassen ihn einen „Schwätzer“ sein. Das ist kaum falsch, gibt aber die eigentümliche Wortbildung nicht wieder. Und vielleicht klingt auch noch anderes mit. So kann man an den logos spermatikos der stoischen Philosophie denken, nach der sich der Geist Gottes in Form von Samen oder Seelenfunken in allen vernunftbegabten Wesen befindet und die ganze Schöpfung beseelt. Aber auch die Gleichnisse Jesu von der Saat und vom Sämann könnten da mitschwingen. Jedenfalls finden, die so reagieren, Paulus nicht sonderlich originell. [...]


Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.

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