archivierte Ausgabe 1/2004 |
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Irmtraud Fischer |
Erzählungen über die Eltern Israels – nicht nur über die Väter! |
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Väterzeit, Patriarchenerzählungen, Väterverheißungen und der Gott der Väter – die deutsche Terminologie, die jene Kapitel der Genesis beschreiben will, in denen die Ursprungsgeschichte des Volkes Israel in der literarischen Gattung der Familienerzählungen geschrieben wird, tut so, als ob die Geschichte des Gottesvolkes frauenfrei gewesen wäre. Entsprechend dieser in der Wissenschaft bis vor Kurzem geschlossen vorherrschenden Sichtweise1, die das Blickfeld der Wahrnehmung auf die männlichen Erzählfiguren einengt, finden sich in den Sonntagslesungen des katholischen Lektionars beinah ausschließlich Geschichten über Abraham, Isaak und Jakob und in den einschlägigen Behelfen zu Bibelrunden sowie in den Religionsbüchern kommen bloß die Väter des Glauben vor. Die Ahnfrauen Israels finden sich in diesen Auswahltexten bloß als Ehefrauen oder Mütter. Ihre Geschichten werden bestenfalls in einem engumgrenzten Kapitel „Frauengestalten der Bibel“ als Sondergut zur „eigentlichen“ Glaubensgeschichte präsentiert, die dann ausschließlich als durch Männer geschrieben konstruiert wird. Frauen werden dadurch von Leserinnen und Lesern als Sonderfall des männlich gedachten Menschseins wahrgenommen. Menschen ohne Hebräisch- und Griechischkenntnisse sind zudem gezwungen, zu Übersetzungen der Bibel zu greifen, weil ihnen der Zugang zur Originalsprache nicht möglich ist. Häufig sind sich die Lesenden dabei nicht bewusst, dass die Bibel selber in den seltensten Fällen mit Überschriften arbeitet und dass daher die den Fließtext der Bibelübersetzung gliedernden Überschriften frei erfundene Gliederungssignale sind, die Bibellesenden die Brille der Übersetzer aufsetzen. Wie häufig der Text durch solche Überschriften untergliedert wird und wie diese formuliert werden, ist dabei eine reine Ermessensfrage.
Androzentrismus – eine unbiblische Brille
Für katholische Gemeinden nimmt inzwischen die Einheitsübersetzung Monopolstellung ein. Sie wird im Gottesdienst gelesen, wird den Schülerinnen und Schülern als offizielle Übersetzung geboten und ist auch in der pastoralen Arbeit die meist verbreitetste deutsche Übertragung. Sie gliedert die Genesis in die Großabschnitte „Die Anfänge: 1,1–11,9“, „Die Erzväter: 11,20–36,43“ und „Die Söhne Jakobs: 37,1–50,26“. In der Einleitung zur Genesis wird von der „Erwählung Abrahams“, der „Geschichte der Erzväter“ und den „Verheißungen an die Patriarchen“ gesprochen. Von den Müttern Israels kommen sodann in den frei erfundenen Überschriften zwar Hagar (nur vor 21,9ff., nicht aber vor 16,1ff.), Sara, Rebekka und Rahel vor, aber sowohl Sara als auch Rahel sind offensichtlich nicht als lebende, sondern nur als tote Ahnfrauen der Erwähnung wert (bei der Erzählung über die bis heute in allen drei monotheistischen Religionen bedeutsame Begräbnisstätte der Ahnfrau vor 23,1-20: „Saras Tod und Grabstätte“; vor Gen 35,16– 20: „Benjamins Geburt und Rahels Tod“). [...]
Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.
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