archivierte Ausgabe 1/2008 |
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Thomas Krüggeler |
Die internationalisierte Universität |
Zur Debatte um den „Brain Drain“ |
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Der Begriff des Brain Drain, mit dem die Problematik der dauerhaften Migration von Hochqualifizierten beschrieben wird, taucht in jüngerer Zeit in auf den ersten Blick sehr unterschiedlichen Kontexten auf. Die einen bemühen ihn, wenn es um zu beobachtende Abwanderungstendenzen deutscher Spitzenwissenschaftler und Hochqualifizierter in die USA und andere Länder geht und sehen dabei die internationale Konkurrenzfähigkeit der deutschen Universitäts- und Forschungslandschaft bedroht. Die anderen benutzen ihn im entwicklungspolitischen Kontext und fordern, den Brain Drain in den Ländern des Südens einzudämmen, um deren Entwicklungspotential nicht zusätzlich zu beeinträchtigen.
Sieht man genauer hin, so zeigt sich jedoch, wie eng die zwei Diskussionsfelder miteinander verbunden sind. Denn will die deutsche (und europäische) Politik die internationale Konkurrenzfähigkeit der eigenen Universitäten durch eine zunehmende Internationalisierung erhöhen, die auch ausländische Studierende für den europäischen Arbeitsmarkt qualifiziert, so stehen wir vor einem Dilemma: Schließlich wäre es ein Widerspruch, Bildung einerseits als unverzichtbare Voraussetzung für die Entwicklung der Länder des Südens zu postulieren und andererseits die klügsten Köpfe und bestqualifizierten Fachleute aus Afrika, Asien und Lateinamerika abzuwerben.
Doch vielleicht ist das Problem so gravierend nicht. Die Frage sei erlaubt: Brauchen wir in einer globalisierten Welt, in der Migrationsströme kaum noch zu kontrollieren und zu lenken sind, eigentlich noch eine wie auch immer fokussierte Debatte um den Brain Drain? Wird sich in einer zunehmend virtualisierten (Wissenschafts-) Welt mit ihren eng geknüpften Kooperationsnetzwerken, mit dem wachsenden internationalen Wissenstransfer und Personalaustausch über Länder und Kontinente hinweg, das Problem der Migration von Hochqualifizierten sowohl für viele Entwicklungsländer als auch betroffene Industrieländer nicht von selbst erledigen? Hier sei auch auf die jüngeren Diskussionen verwiesen, die auf das große Potential von im Ausland (in der Diaspora) wirkenden Wissenschaftlern des Südens für die Entwicklung der Heimatländer hinweisen.
Der Brain Drain in historischer Perspektive
Grob gesprochen kann man die Brain Drain-Debatte im entwicklungspolitischen Kontext in drei Phasen einteilen. In einer frühen Periode (1960er – 1980er Jahre) konzentrierte sich die Diskussion auf die Frage, wie man die Emigration von hochqualifizierten jungen Leuten aus Entwicklungsländern stoppen könnte. [...]
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