archivierte Ausgabe 2/2011 |
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Otto Hermann Pesch |
Paulus Engelhardt als Interpret des hl. Thomas von Aquin |
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Zwei Erstsemester trafen im Herbst 1953 zusammen: Pater Paulus Engelhardt, frisch promoviert in Freiburg/Br. bei dem Heidegger-Schüler Max Müller (den ich später noch in München gehört habe), begann sein erstes Studienjahr an der Ordenshochschule in Walberberg als Dozent für Philosophie mit Schwerpunkt Mittelalter und Neuzeit. Ich begann mein erstes philosophisch-theologisches Studienjahr, also nach der Studienordnung, zunächst mit der Philosophie. Unvergesslich ist mir ein „Schlagabtausch“ nach wenigen Wochen. Pater Paulus erläuterte ein philosophisches Thema bei Thomas – ich weiß nicht mehr welches. Aus dem Elternhaus schon etwas philosophisch „vorverdorben“ – mein Vater hatte den Söhnen schon früh etwas elementaren Philosophieunterricht erteilt, nicht zuletzt um uns fit zu machen gegen die Nazis – erlaubte ich mir in der Vorlesung von Pater Paulus die freche Bemerkung: „Die Begriffe des hl. Thomas sind mir viel zu unpräzise!“ „Ja“, erwiderte Pater Paulus, „die Begriffe des hl. Thomas sind immer offen!“ Ich verstand den Sinn der Antwort nicht sofort. Später begriff ich: Es war die erste Ahnung vom Problem der „Analogie“, das in der Theologie des hl. Thomas so wichtig ist.
„Offener“ Thomismus
Die Antwort von Pater Paulus charakterisiert aber auch ihn selbst als Thomas-Interpreten. Bei aller „Präzision“ der Argumentation – wie ich sie vor allem in den Metaphysik-Vorlesungen von Pater Dietrich Schlüter erlebte – ist mir in Walberberg nie ein „Thesen-Thomismus“ neuscholastischer Art vermittelt worden, sondern in Philosophie wie Theologie immer ein „offener Thomismus“! Wobei ich für die Theologie hier auch noch die Namen von Pater Mannes-Dominikus Koster und Pater Adolf Hoffmann erwähnen darf.
„Offener Thomismus“, das bedeutet: Es kann nicht darum gehen, einen Thomas zu präsentieren, der alle Fragen unserer Zeit schon im Voraus beantwortet hat und den man nur zitieren muss, um zu wissen, was katholischer Glaube ist. Wohl aber geht es um einen Thomas, der sich nicht aus lauter „Frömmigkeit“ die Fragen seiner Zeit vom Leib gehalten hat; konkret: der den inzwischen durch Übersetzungen bekannt gewordenen alten griechischen Philosophen Aristoteles (384/383 bis um 322 v. Chr.) als Herausforderung an den christlichen Glauben angenommen hat. Und der daraufhin zu Überzeugungen kam, auf deren Fluchtlinie wir heute noch fragen und denken, vor allem im Themenbereich der Lehre vom Menschen, die Jahrhunderte lang von einem unchristlich-leibfeindlichen Platonismus verformt war.
Die „Leidenschaften“
In diesem Zusammenhang war Pater Paulus immer fasziniert von der alten Lehre von den menschlichen „Leidenschaften“ (passiones animae), wie Thomas sie übernommen und an zentraler Stelle in seine theologische (!) Anthropologie eingefügt hat. Unvergessen ist denen, die dabei waren, sein Thomas-Festvortrag zu diesem Thema in den 1960er Jahren. Mit größter Offenheit nimmt Thomas die „Leidenschaften“ als sinnliche Antriebskräfte des menschlichen Handelns wahr – und nicht schon prinzipiell als die Gefährdungen des Gottesverhältnisses, denn sie stehen der vernünftigen Gestaltung offen und bilden so einen integralen Teil der ganzmenschlichen Existenz. Allerdings haben die positiven Leidenschaften jeweils ein negatives Gegenstück – die leidenschaftliche Liebe (amor) zum Beispiel den Hass, die Lust (delectatio) die Traurigkeit – was jeweils zur Frage nach „Heilmitteln“ führt, im Falle der Traurigkeit auch zu der ganz ernsthaft gestellten Frage, ob Baden und Schlafen ein Heilmittel gegen die Traurigkeit seien. [...]
Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.
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