archivierte Ausgabe 2/2022 |
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Leseprobe 2 |
DOI: 10.14623/wua.2022.2.63-70 |
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Ulrich Hemel |
Person, Nähe und Distanz im digitalen Sozialraum und in der Arbeitswelt |
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Noch vor wenigen Jahren war unsere Lebenswelt in Familie und Beruf überwiegend analog geprägt. Bis vor 30 Jahren waren das Festnetztelefon und das lineare Fernsehen, Telefax und gedruckte Zeitungen wesentliche Bestandteile des kommunikativen Alltags. Inzwischen dringen Smartphones in die Gestaltung von Kindheit und Jugend, aber auch in die Schlafzimmer der Erwachsenen vor. Soziale Medien erreichen mit WhatsApp, Facebook, Instagram und vielen anderen ein Milliardenpublikum weltweit. Ereignisse mit globalen Auswirkungen wie der Krieg in Syrien und in der Ukraine werden innerhalb von Sekunden digital kommuniziert.
Die Rückseite der Pandemie: ein ungeahnter Digitalisierungsschub
Und doch ergab sich speziell in der Arbeitswelt in den Jahren 2020 bis 2022 als den prägenden Jahren der Corona-Pandemie ein unglaublicher Digitalisierungsschub. Videokonferenzen wurden alltäglich. Arbeiten von zuhause wurde eingefordert, um der Verbreitung des Corona-Virus Einhalt zu gebieten. Kinder und Jugendliche erlebten über Monate hinweg keinen regulären Präsenzunterricht. Und selbst die Einstellung neuer Mitarbeitender in Betrieben lief unter dem Stichwort „Digital Recruiting“ und „Digital Onboarding“ bisweilen digital ab. Sie wäre so noch vor fünf Jahren kaum vorstellbar gewesen.
Digitalunternehmen wie Zoom, TeamViewer, aber auch Amazon, Apple, Meta, Microsoft und andere sind die Gewinner der Krise. Ihr Börsenwert rangiert bisweilen beim Mehrfachen des jährlichen Bruttosozialproduktes ganzer Staaten. Fragen der Datensicherheit, etwa im Rahmen der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (2018), werden zwar öffentlich diskutiert, finden aber erst allmählich Resonanz bei Verbraucherinnen und Verbrauchern, etwa bei der Forderung nach „Datensparsamkeit“.
Noch wenig beachtet werden die sozialen Folgen der Digitalisierung. Aufgrund von gefälschten papierbasierten gelben Impfpässen konnte der Corona-Impfnachweis bei der Zugangskontrolle zu Restaurants und Geschäften nur noch digital erbracht werden. Was aber, wenn jemand dazu nicht in der Lage ist? Hier sprechen wir in der Zwischenzeit vom „Digital Divide“, also der digitalen Spaltung der Gesellschaft. So fand beispielsweise 2021 ein älterer Herr aus Spanien mit der digitalen (!) Kampagne „Ich bin alt, aber nicht blöd“ (Soy mayor, no idiota) eine enorme Resonanz, weil er gegen die gängige Praxis spanischer Banken protestierte, nur noch digitale Transaktionen ohne persönlichen Kontakt zu ermöglichen.
Unversehens führt die digitale Transformation so zu Fragen der sozialen und der digitalen Teilhabe. Wer eine inklusive Gesellschaft will, muss dafür sorgen, dass sich Inklusion auch auf digitale Formen der Kommunikation erstreckt, von Behördengängen bis zu nicht-deutschsprachigen Minderheiten im eigenen Land.
Darüber hinaus entwickelt die sogenannte Plattformökonomie eine Eigendynamik, die noch nicht überall wahrgenommen wird. Wenn ein Kurierfahrer, ein Handwerker oder ein Unternehmensberater eine Aufgabe über eine elektronische Plattform bucht, tritt er als Selbständiger auf. Das klassische Verhältnis Arbeitgeber-Arbeitnehmer wird aufgelöst. Für jede Transaktion wird eine Gebühr an die Plattform fällig. Offen bleibt die Frage der sozialen Absicherung der „Transaktionspartner“ im Fall von Krankheit oder Alter. Daraus ergibt sich mittelfristig dann sozialer Zündstoff, wenn viele dieser Personen ohne hinreichende Absicherung ins Rentenalter eintreten werden.
Die Digitalisierung in den Betrieben erstreckte sich bis vor kurzem vor allem auf die Bürokommunikation, die Material- und Finanzwirtschaft (mit sogenannten ERP-Systemen) und einzelne Bereiche der Fertigung. Mit der rasanten Zunahme von Anwendungen des „Machine Learnings“ oder der „Künstlichen Intelligenz“ werden Systeme immer stärker vernetzt. Wir reden hier u. a. vom „Internet der Dinge“ (IOT, Internet of Things). Das bedeutet dann beispielsweise so etwas wie „Predictive Maintenance“, also vorausschauende Wartung, weil ein bestimmtes Verschleißteil in der Maschine elektronisch meldet, dass es bald ersetzt werden muss. Darüber hinaus werden selbst komplexe Mensch-Maschinen-Systeme zum Alltag, von Industrie- bis zu Pflegerobotern. Wir landen, anders gesagt, jeden Tag stärker in einer „hybriden“ Welt, die vom Zusammenspiel digitaler und nicht-digitaler Elemente der Wirklichkeit geprägt ist.
Immer stärker stellt sich da auch die Frage, was vom Menschen dann eigentlich bleibt. Mehr noch: Wir müssen uns fragen, wer wir als Menschen sind. [...]
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