archivierte Ausgabe 3/2011 |
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Ameer Jaje |
Leiden als Erlösung |
Heilsvorstellungen in der schiitischen Theologie und Volksfrömmigkeit |
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Dass es im sunnitischen Islam keine Vorstellung von Loskauf oder Erlösung (arab. fida), geschweige denn die eines Erlösers (arab. al-fadi) gibt, ist bekannt. Damit sich eine solche Vorstellung überhaupt herausbilden kann, bedürfte es eines auslösenden Moments wie das einer Verfolgung oder des tragischen Tods eines Religionsstifters. Nun breitete sich der Islam aber schnell aus, ohne dass er selbst Verfolgungen erlebt, noch dass der Prophet Mohammed (um 570–632 n. Chr.) den Märtyrertod erlitten hätte. Allein die arabischen Christen bezeichnen mit den beiden oben genannten Begriffen die göttliche Erlösung. In der arabischen Alltagssprache hingegen drückt das Verb fada das Einstehen oder auch die Aufopferung einer Person für eine andere aus, niemals aber im Verhältnis zwischen Gott und Mensch. In der muslimischen Theologie hat das Wort Erlöser also keine Relevanz, wenn vom Handeln Gottes die Rede ist. Nach traditionellem Verständnis muss sich jeder Muslim am Tag des Gerichts vor seinem Schöpfer verantworten, um gemäß seiner Taten gerichtet zu werden. Jeder Mensch steht also für seine eigene Schuld ein. Im Koran heißt es: „Keine Seele erwirbt etwas, außer zu ihrem [eigenen] Nachteil, und keine lasttragende Seele trägt die Last einer anderen“ (Sure 6,164). An anderer Stelle ist zu lesen: „Keine lasttragende Seele trägt die Last einer anderen; und wenn eine belastete Seele dazu aufruft, sie zu tragen, dann wird nichts davon getragen, und wenn es ein Verwandter wäre“ (Sure 35,18).
Dagegen finden wir in der schiitischen Tradition eine Fülle an volkstümlichen Erzählungen, die der Vorstellung des Loskaufs und, damit verbunden, auch der Fürsprache eine große Bedeutung beimessen. Diese Erzählungen gründen auf den überlieferten Aussagen der Imame. Die einschlägige Dissertation von Mahmoud Ayoub unter dem Titel „Redemptive Suffering in Islam“, die eine neue wissenschaftliche Sicht eröffnen sollte, zeigte erstmals die wesentliche Bedeutung dieses Konzepts für die Schia auf. Der Autor, selbst Schiit, beherrscht sein Gebiet tadellos. Es ist zu wünschen, dass ein wissenschaftlicher Zugang aus einer anderen kulturellen Perspektive neue Aspekte beitragen wird, um dieses Forschungsgebiet wiederzubeleben und zu vertiefen.
Die Quellen der Vorstellung der fida im schiitischen Islam
Worauf gründen die beiden Konzepte von Erlösung und Fürsprache in der schiitischen Theologie? Das Martyrium und der tragische Tod Husseins und seiner Familie wie auch die Ungerechtigkeit, die die zwölf Imame und die Schiiten durch die [sunnitischen] Omajjadenkalifen und ihre Nachfolger erfahren haben, scheinen wohl auslösendes Ereignis und Grundlage für die Herausbildung dieser Vorstellungen gewesen zu sein. Die damit verbundene Tragödie hat bei den Schiiten ein andauerndes Gefühl der Unterdrückung hinterlassen, das sie in eine zunehmende Selbstisolierung führte. Das benachbarte Christentum, für das gerade die Erlösungsvorstellung und das fürbittende Gebet eine zentrale Rolle spielen, könnte eine solche Entwicklung begünstigt haben. Das Aufkommen solcher Konzepte fällt im schiitischen Islam mit dem Ende der Omajjaden- und dem Beginn der Abbasidenzeit zusammen. Um die erlittene Ungerechtigkeit und die eigene Ohnmacht gegenüber den Herrschern zu überwinden, haben der fünfte und der sechste Imam, Mohammed al-Baqir (676–743 n. Chr.) und Jafar as-Sadiq (703–765 n. Chr.), den Sinn der eigenen Unterdrückung ergründet, um eine wirkliche Theorie des Loskaufs zu entwickeln. [...]
Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.
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