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Leseprobe 2 DOI: 10.14623/wua.2017.3.117-121
Thomas Sternberg
Demut und Dienst
Als Reaktion auf die verheerende Einnahme und Plünderung Roms 410 durch die Westgoten unter Alarich verfasste Augustinus von Hippo in den folgenden 15 Jahren sein Buch „De Civitate Dei“, eine groß angelegte Theorie vom himmlischen im Gegensatz zum irdischen Staat. In der Vorrede zum ersten Buch, am Beginn der Schrift, findet sich das Lob der Demut: Ich weiß, welcher Anstrengung es bedarf, um den Hochmut zu überzeugen, wie groß die Kraft der Demut sei, durch die sich, nicht angemaßt von Menschenstolz, sondern als ein Geschenk von Gottes Gnaden, eine Hoheit auswirkt, überragend alle menschliche Erhabenheit in ihrer zeitlich bedingten Wandelbarkeit. Denn der König und Gründer dieses Staates hat in der Schrift für sein Volk den Spruch des göttlichen Gesetzes verkündet des Inhalts: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade“ (Jak 4,6). Im gesamten Werk des Augustinus gilt die Überzeugung, dass die Nachahmung Jesu sich vor allem in der Nachahmung seiner Demut zeige. In seinem Psalmenkommentar macht er deutlich, dass die Demut als Tugend in den antiken ethischen Traditionen kaum vorkomme, sondern von Christus in die Welt gebracht worden sei.

Jesu Leben als Dienst an den Menschen

Der Hinweis führt uns zu der Frage, welche epochalen Neuerungen durch die Christusverkündigung in die Welt gekommen ist. Die gesamte Geschichte der menschlichen Erlösung ruht auf der Tatsache, dass Gott beschlossen hat, in das Menschliche einzutauchen, um seine Geschöpfe zu erlösen. Der Messias Jesus von Nazareth unterläuft alle Kategorien und Erwartungen der Tradition und erfüllt die Verheißungen zumeist in paradoxer Weise. In einem Stall kommt er zur Welt, vertraut auf eine Handvoll Frauen und Männer seiner Begleitung, erniedrigt sich selbst bis zur Fußwaschung beim letzten Abendmahl und stirbt den erbärmlichsten Tod, den die römische Welt kannte, am Pfahl. Im scheinbar totalen Scheitern zeigt sich der Überwinder des Todes, des Herrschers der Welt, des Gottessohns.

Statt zu herrschen, hat Jesus durch Wort und Beispiel das Verhältnis von Dienen und Sich-bedienen-Lassen umgekehrt. Die Haltung Jesu, „Ich bin unter Euch als Diener“, bringt eine ganz neue Beziehung zwischen den Menschen zum Ausdruck. Und dieses ‚Dienen‘ macht Menschen zu Jüngern Christi. Dienst, das ist nicht allein die Sorge um soziale Bedürfnisse, sondern meint „dienstbar sein“ im umfassenden Sinn. Im Markusevangelium (10, 43–45) heißt es: „Wer bei euch groß sein will, der soll den anderen dienen, und wer der Erste sein will, der soll der Diener aller sein. Auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.“ Und bei Matthäus ist die Aufforderung zum Dienst mit einer Kritik an der politischen Herrschaft verknüpft (Mt 20,17–28).

Christen als Diener Christi

Christen sind durch ihren Dienst charakterisiert. Schon Paulus nennt sich zu Beginn des Römerbriefs „Diener Jesu Christi“ (Röm 1,1). Auch seine Nachfolge Christi ist die Nachfolge in seiner Auffassung des Lebens als Dienst. Diener sein zu wollen, ist ein Kennzeichen kirchlicher Aktivität auf allen Ebenen. Das heißt eben auch, dass die Leitungsaufgabe als Dienst verstanden wird. In der antiken Umgebung war dies eine Umwertung aller gesellschaftlichen Werte.

Diese Umkehrung der Herrschaftsordnungen hatte – zumindest in der Theorie – enorme Auswirkungen. Die Viten hervorragender christlicher Persönlichkeiten, wie sie uns in der Hagiografie begegnen, zeugt davon. Seit Gregor dem Großen, also seit etwa 1.400 Jahren, nennen sich die Päpste „Servus Servorum Dei“ – „Diener der Diener Gottes“. Papst Benedikt XVI. meint, Papst Gregor der Große habe sich deshalb als erstes „Diener der Diener Gottes“ genannt, weil er so tief von Gottes Demut berührt gewesen sei. Demut wird verstanden als Mut zum Dienen oder als Mut, sich klein zu machen. Ein solcher, aus der Demut resultierender „Dienst“ gehört zum Kern des Christentums. Für Christen gibt es nur einen Weg zur Größe, den als Diener. Das ist eine Umkehrung der traditionellen Begriffe von Größe und Rang. Seine höchste Ausformung findet der Dienst für den Anderen darin, dass er zum Christusdienst wird, weil sich Jesus mit den Geringsten gleich macht: „was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt, 25,40). „Diakonia“ heißt das griechische Wort für diesen Dienst. Diakonia meint im Neuen Testament Sorge um die Menschen – nicht allein die Caritasarbeit, sondern jede Dienstleistung, ob materiell oder seelisch; es meint Dienst nicht nur für die Glaubensgeschwister, sondern für alle Bedürftigen, unabhängig von ihrer Person und damit zugleich für den Herrn selbst. Auch die Verkündigung des Wortes Gottes und der feierliche Dank sind ein solcher Dienst. Die drei Ebenen: Diakonia (Dienst), Martyria (Glaubenszeugnis/Verkündigung) und Liturgia (Gottesdienst) gehören somit eng zusammen.

Auch die Übernahme von Aufgaben in der Gemeinde ist Dienst. Jede Begabung in der Gemeinde muss zur Hingabe werden, zum Dienst am Nächsten und letztlich an Gott, – denn Kirche ist immer eine Kirche „für“ – für andere! Die üblichen Formen von Herrschaft haben nach dem Zeugnis der Bibel in der Kirche keinen Platz. Sie muss eine dienende Kirche sein und darin sichtbares Zeugnis der Liebe Gottes zu Jeder und Jedem. Ein solcher Dienst ist zu unterscheiden von einem bloßen „Service“, der gewinnorientiert oder bestenfalls auf Gegenseitigkeit ausgelegt ist. [...]


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