archivierte Ausgabe 4/2007 |
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Konrad Hilpert |
Der Mensch: „ein lügenhaftes Wesen“? |
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Wer täglich die Nachrichtensendungen verfolgt und etwas davon über die Zeit hinweg im seinem Gedächtnis behält, dem wird auffallen, dass neben Gewalt in ihren unterschiedlichsten Erscheinungsformen Geschehnisse, in denen Lüge eine zentrale Rolle spielt, zu dem Stoff gehören, der am häufigsten berichtet wird und gleichzeitig ein hohes Empörungspotenzial aufweist.
Der Anschein: „Alle Menschen sind Lügner!“ (Ps 116,11)
Und dabei fällt Lüge im Allgemeinen doch nicht einmal unter die Kategorie des Unrechts und wird dementsprechend nicht oder allenfalls in besonderen Bereichen mit der Androhung von Strafen sanktioniert. Wer gegenüber einem Freund beteuert, dass nicht er selber „die undichte Stelle sei“, aus der ganz persönliche Informationen an Andere, Unbefugte gelangt sei, geht vielleicht ein hohes Risiko für seine Freundschaft ein, aber er begeht kaum ein rechtlich verfolgbares Unrecht – so wenig wie der Ehepartner, der ein Verhältnis unterhält und Frau und Kindern vorspielt, es sei alles „ganz normal“ und „in bester Ordnung“, was ja nichts anderes besagen soll als: so, wie es deren Erwartungen und Einstellungen entspricht. Er muss „nur“ „clever“ genug sein, sich nicht ertappen zu lassen; denn dann träte die Katastrophe ein, menschlich und beziehungsmäßig, aber auch in diesem Fall nicht automatisch auch rechtlich noch zwangsläufig sozial.
Rechtlich folgenlos, aber nicht auch unbedingt überhaupt ohne jede Wirkung seitens der Adressaten bleiben auch andere verbreitete Formen der Lüge wie Versprechungen und Ankündigungen vor Wahlen, von denen absehbar ist, dass sie sich nicht einhalten lassen, Werbung, die mit falschen oder tendenziösen Informationen zum Kauf reizt, politische Propaganda, die eine ganze Bevölkerung täuscht, um sie für bestimmte Zwecke besser instrumentalisieren zu können.
Freilich gibt es auch lügenhafte Handlungsweisen, deren Nichtzulässigkeit in rechtlichen Regelwerken ausdrücklich festgehalten ist und die dann trotzdem immer wieder praktiziert werden – verbunden mit der Anstrengung, sie vor den Augen und Ohren der Anderen zu verbergen oder sie mit Raffinesse über das Gebiet des gerade noch Unverbotenen umzuleiten. Offensichtlich sind Doping im Sport, Korruption im Sinne des Kaufs von Entscheidungen gegen persönliche Zuwendungen, Markenpiraterie, Insidergeschäfte, Umdeklarierung von Lebensmitteln, die mit zunehmender Dauer ihrer Aufbewahrung ihren Wert verloren haben, solche Felder, in denen die Regelwidrigkeit offensichtlich ist, zugleich jedoch der Anreiz groß, um nicht zu sagen: überstark, unter dem Schutz einer hohen Verdeckenswahrscheinlichkeit einerseits und der unbegrenzten Kreativität bei der Aushebelung standardisierter Kontrollmethoden sich selbst, seiner Firma und seinen Auftraggebern Vorteile zu verschaffen. [...]
Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.
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