archivierte Ausgabe 4/2011 |
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Werner Veith |
Eine Querschnittsaufgabe |
Generationengerechtigkeit als neue Dimension ethischer Reflexion |
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Die Forderung nach Generationengerechtigkeit wird in Bezug auf den Umgang mit der Natur, die Staatsverschuldung, den demografischen Wandel, die Krise der sozialen Sicherungssysteme oder auch mit Blick auf die Beziehungen zwischen familialen Generationen erhoben. Angesichts dieser Themenvielfalt kann Generationengerechtigkeit nicht auf einen beschränkten Problembereich m oderner Gesellschaften begrenzt werden. Sie ist vielmehr eine ethische „Querschnittsaufgabe“, die zugleich ökonomische, ökologische und soziale Herausforderungen thematisiert und letztlich fast alle Handlungsbereiche des Menschen normativ durchdringt. Hinzu kommt die noch relativ junge ethische und politische Erkenntnis, dass eine mögliche Bewältigung der aktuellen gesellschaftlichen Problemlagen nicht allein mit Blick auf die Gegenwart erfolgen kann. Die weitreichenden zeitlichen Eingriffstiefen sozial-struktureller Entscheidungen sind heute aufgrund ihrer langfristigen und irreversiblen Folgen auch für die Lebenschancen nachwachsender und zukünftiger Generationen von maßgeblicher Bedeutung. Die Forderung nach Generationengerechtigkeit erweitert also den ethischen Horizont, indem die zeitliche – synchrone und diachrone – Grundstruktur unseres Handelns wahrgenommen und zum konstitutiven Bestandteil ethischer Reflexion gemacht wird.
Das Konzept „Generation“ – eine Einführung
Im Folgenden soll mit unterschiedlichen Zugängen zum Konzept „Generation“ und mit der Entwicklung einer temporalen Gerechtigkeitstheorie in eine neue Dimension christlicher Sozialethik eingeführt werden. Am Beispiel der ökologischsozialen Krise wird daraufhin gezeigt, dass Generationengerechtigkeit für existenzielle Probleme der Menschheit im 21. Jahrhundert eine normative Orientierung darstellen kann.
Das Konzept „Generation“ wird oftmals im Sinne einer Kohorte oder der Altersgruppe verwendet. Mit Kohorte werden Jahrgänge zu methodisch sinnvollen Einheiten zusammengefasst, die dann z. B. zu einem langfristigen Vergleich unterschiedlicher Alterskohorten herangezogen werden oder die Auskunft über die Altersstruktur einer Gesellschaft geben können. Altersgruppen orientieren sich an variabel festlegbaren Altersgrenzen, so dass z. B. Menschen, die älter als 65 Jahre oder jünger als 20 Jahre sind, jeweils als die Gruppe der „Alten“ oder der „Jungen“ zusammengefasst werden. Während die unterschiedlichen Altersgruppen die aktuelle (Alters-)Lage der Person in den Mittelpunkt stellen, bezeichnen Generationen nach Leisering „sinnhaft ausgewählte Gruppierungen [...] von Jahrgängen, denen aufgrund theoretischer Annahmen und empirischer Befunde bestimmte soziale Merkmale gemeinsam sind“ 1 . Aufgrund des uneinheitlichen und nicht immer differenzierten Sprachgebrauchs ist daher stets zu prüfen, ob Generation im Sinne der Alterskohorte, der Altersgruppe oder aber mit einer qualitativ gefüllten Bedeutung verwendet wird. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Begriff der „Generation“ setzt im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein, wobei vor allem drei bis heute gültige Konzeptionen systematisch differenziert werden: (1.)
Das genealogisch-familiensoziologische Generationenkonzept beinhaltet die Abstammungsfolge in der Familie bzw. die Generationenfolge in der Verwandtschaft, in die jeder Mensch für seine gesamte Lebenszeit eingebunden ist. Konstitutive Elemente für ein solches Konzept sind die Generationengefüge der Familie, der Wandel der Familienformen und die damit gegebenen Veränderungen der familialen Generationenbeziehungen. Die grundlegende Bedingung für umfangreiche familiale Generationenbeziehungen ist eine ausgedehnte gemeinsame Lebenszeit von verschiedenen Generationen. Die so genannte „Mehrgenerationenfamilie“ gründet daher auf einer durchschnittlich höheren Lebenserwartung und stellt als Erscheinung in nennenswerter Größenordnung letztlich ein Phänomen der Moderne dar. Der Blick auf die demografische Situation in Deutschland zeigt, dass die gleichzeitige Lebenszeit verschiedener Generationen und damit auch die gesteigerten Möglichkeiten für familiale Generationenbeziehungen zugenommen haben und auch in der Zukunft noch weiter zunehmen werden. (2.) Das historisch-soziologische Generationenkonzept umfasst „gesellschaftliche Generationen“, die als Gruppierungen von Geburtsjahrgängen bestimmte historische Ereignisse in gleichen oder ähnlichen Lebensaltern erleben und entsprechende gemeinsame soziale Merkmale ausbilden. 2 Mit der Unterscheidung von z. B. politischen, kulturellen oder ökonomischen Generationen lassen sich einheitsbildende Handlungs- und Verhaltensformen identifizieren, die in Bezug auf einzelne gesellschaftliche Teilbereiche entwickelt werden. Aufgrund von historischen Ereignissen, von gewandelten Wertvorstellungen und Lebensstilen oder auch aufgrund von wechselnden ökonomischen Chancen und Risiken können sich neue Generationen herausbilden, die anhand ihrer spezifischen Merkmale nicht nur Auskunft über die Ordnung der Gesellschaft geben, sondern diese auch mit-konstituieren. [...]
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