archivierte Ausgabe 1/2006 |
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Abdelkader Benali |
Der Islam und die Niederlande |
Mehr Couscous und Concertgebouw |
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Ich wuchs in Rotterdam auf, der Stadt, in welcher der 2002 ermordete Politiker Pim Fortuyn seinen unaufhaltsamen Aufstieg machte. Seit zwei Jahren wohne ich in Amsterdam, wo auch Theo van Gogh lebte und wo Mohammed Bouyari am 2. November auf den Amsterdamer Regisseur schoss. Als ich die biografischen Daten des Täters hörte, war mein erster Gedanke: Dieser Mann ist nur zwei Jahre jünger als ich und ähnelt mir mehr, als ich zugeben würde. Man kannte ihn als fleißigen, artigen, ehrgeizigen jungen Mann, der versuchte, sein Umfeld und das der anderen zu verbessern. So bin ich auch, dachte ich. In einem Artikel über Bouyari hieß es, dass „er zu den vielen Marokkanern gehört, für die der Erfolg in Reichweite liegt und die, wenn sie es nicht schaffen, in eine Krise geraten“. Es gibt viele solcher jungen Männer. War ich denn erfolgreich?
Lippenbekenntnisse
Ich wurde Mitte der siebziger Jahre in Marokko geboren und kam mit drei Jahren als Gastarbeiterkind in die Niederlande. Gastarbeiter sind immer Männer. In ihrem Heimatland wurden Frauen nicht zur Arbeit angeworben. Die ersten Migranten akzeptierten, dass sie in der aufnehmenden Gesellschaft keinen Erfolg haben würden. Wenn es ihren Kindern nur einmal besser ging. Sie waren zufrieden mit dem, was sie bekamen (das war bereits ein Schritt vorwärts im Vergleich zu den Bergdörfern, aus denen sie stammten), und machten ihr Lippenbekenntnis den Niederlanden gegenüber, indem sie den Mund hielten und ihre Interessenvertreter für sich sprechen ließen. Ihre Kinder zerrissen diese Abmachung. Sie sprechen fließend Niederländisch und legen den Finger in die Wunde; sie wollen die alten heiligen Kühe schlachten und als Niederländer akzeptiert werden. Dass sie so geworden sind, haben sie nicht ihren Eltern zu verdanken, sondern den Niederlanden. Die Niederlande haben sie mündig gemacht. Es ist fast schon eine Ironie des Schicksals, dass Mohammed Bouyari ein Produkt der Niederlande ist. Wie konnte das geschehen? Die Niederlande haben mir meine intellektuelle Bildung mit einem großen Löffel verabreicht: Lesen, Schreiben, Rechnen. Ich wurde mit Ideen gefüttert, göttlichen und gottlosen, ansprechenden und beunruhigenden. Eines bereitete mir Schwierigkeiten: In den Niederlanden muss man immer sagen, was man denkt. Das findet man spontan und sportlich, doch wenn ich das hin und wieder machte, geriet ich in Schwierigkeiten. Sowohl zu Hause wie auch auf der Straße und in der Schule. [...]
Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.
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