archivierte Ausgabe 1/2009 |
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Hans-Joachim Höhn |
Unten ist oben |
Thesen zu einer „Hierarchie der Wahrheiten“ |
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Kommt hier zusammen, was zusammen gehört? Von einer „Hierarchie der Wahrheiten“ zu reden, scheint einer widersprüchlichen Wortmontage gleichzukommen. Denn mit dem Begriff der Hierarchie ist eine Rangliste verbunden. Auf einer vertikalen Achse werden sortiert: Verbindliches und Beliebiges, Vordringliches und Vernachlässigbares. Hier werden Prioritäten aufgelistet, Kompetenzen verteilt, Macht und Ansehen zugesprochen. „Oben“ ist, was Anspruch auf Anerkennung erheben darf. „Unten“ ist das Unansehnliche und Wertlose. Derartige Aufteilungen lassen jedoch sich mit den klassischen Konzepten von Wahrheit nicht anstellen. Der „griechische“ Wahrheitsbegriff ist primär an der Erkenntnis orientiert und bezeichnet mit „wahr“ die Eigenschaft von Aussagen, die einen gegebenen Sachverhalt adäquat wiedergeben. Der biblische Wahrheitsbegriff bezeichnet mit „wahr“ eine besondere Verfassung eines Dings, Menschen bzw. einen Wesenszug Gottes. Als „wahr“ gilt, worauf man sich verlassen kann, worin man Stand gewinnt, weil es selbst das Beständige, über die Zeiten hinweg Verlässliche ist. Hier regieren die Kriterien der Universalität. Was wahr ist, gilt für alle – ohne Ansehen der Person, immer und ausnahmslos. Hier gibt es keine Abstufungen. „Halbe“ Wahrheiten kommen streng genommen nicht in Frage. Wer die Wahrheit halbiert, verschweigt die ganze Wahrheit oder ersetzt das Verschwiegene durch Unwahres. Das Adjektiv „wahr“ benötigt keine Steigerungsform und wer „beinahe“ die Wahrheit sagt, sagt eben noch nichts Wahres. Die Grammatik lässt solche Satzbildungen zwar zu, aber die Semantik dementiert sie. Für die Wahrheit gilt die Logik des „entweder/oder“. Sie kennt keine Mittelwerte, keine Kompromisse, kein „sowohl/als auch“. Wer von einer Abstufung oder Rangfolge von Wahrheiten spricht, beschreibt offensichtlich ein „hölzernes Eisen“.
Vor diesem Hintergrund mag es erstaunen, dass sich ausgerechnet in der Dogmatik der katholischen Kirche, der man gemeinhin die Pflege „absoluter“ Wahrheiten zuschreibt, eine Formel findet, die damit nicht unmittelbar in Einklang zu bringen ist. Wie passt die Rede von einer „Hierarchie der Wahrheiten“ zu einer religiösen Doktrin, die „ad intra“ in Lehrfragen keinen Relativismus und keinen Kontextualismus zulässt, für die Reinhaltung ihrer Lehre ein hierarchisch gegliedertes Lehramt zuständig gemacht hat und die „ad extra“ gegen das in einer weltanschaulich pluralen Gesellschaft verbreitete Relativieren moralischer Standards scharf polemisiert?
Rangordnung der Wahrheit(en)
Die Formel „hierarchia veritatum“ ist ein Neuankömmling in der Theologie und kirchlichen Lehre. Sie hat ihren Ort in den Bemühungen um eine (Rück-)Gewinnung der Kircheneinheit nach dem Zerbrechen der Christenheit in unterschiedliche Konfessionen, die im Laufe der Zeit unterschiedliche Lehrtraditionen, Liturgien, Spiritualitäten etc. entwickelt haben. [...]
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