archivierte Ausgabe 1/2011 |
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Antonietta Potente |
Das Echo einer Predigt |
Antonio Montesinos (1511) und die Folgen |
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Während sich die Welt immer mehr als globale Wirklichkeit definiert, kann ich selbst nicht bestreiten, dass ich in einem Land wie Bolivien lebe, mit seiner offenkundigen identitären und historischen Vielschichtigkeit, und folglich mit einem von alters her ihm innewohnenden Gestaltungspotential. Es ist ein Land, das in den letzten Jahren von einem stürmischen und einflussreichen sozio-politischen Wind heimgesucht wurde: hoher und niedriger Luftdruck – der üblicherweise die Ursache von Windströmungen ist –, ein Ungleichgewicht, das Luftverwirbelungen im ganzen Land hervorruft. Dies ist direkt von der Sonnenenergie beeinflusst, das auch jenes substantielle Element in der symbolischen und der praktischen Welt jenes Volkes ist, das sich zwischen Bergrücken, Tälern und den tropischen Regenwäldern des Amazonas erstreckt. Dieser Wind steht für eine Luftströmung, die nicht nur uns selbst traf, sondern die bewirkte, dass sich mit uns auch Symbole, Sinngehalte, Bilder, Ideen und Träume veränderten.
Eine lebendige und zugleich neuartige Erinnerung
Auch heute, während ich schreibe, ist ein ausgesprochen windiger Tag und mitten aus diesen Strömungen heraus will ich aufmerksam machen auf für eine Predigt, die an einem längst vergangenen vierten Adventssonntag von einer der vielen Inseln der Karibik verkündet wurde. Während ich versuche dorthin zurückzukehren um jene Worte zu hören, vergesse ich dabei nicht, dass ich aus einem Land schreibe, wo wir – es sei denn wir waren allzu unaufmerksam oder zu sehr mit unseren armseligen Privilegien beschäftigt – alle nur zu gut wissen, was es bedeutet, von wechselnden Luftströmungen heimgesucht zu werden.
Es ist für mich unvermeidlich meine Gedanken zu entfalten, ohne Intuitionen, Träume und Wirklichkeiten wiedereinzuholen, die, einmal geweckt, ohne zu verebben sprudeln in der Phantasie eines Volkes und von uns allen, die wir in diesem Land leben. Ich schreibe aus Bolivien und entwerfe dabei eine lebendige und neuartige Erinnerung (dieser Ausdruck stammt von Bartolomé de Las Casas) eines facettenreichen Volkes, das zurückkehrt, um seine eigene Geschichte zu formen und dabei einen wunderschönen Ausspruch hervorbringt, indem es alte Träume, Wünsche und Forderungen wieder wachruft. All dies ist eingewebt in ein individuelles und kollektives Unbewusstes, das keine zeitliche oder geografische Verortung aufweist und ganz ohne Gesetzmäßigkeit immer dann zurückehren will, wenn die Menschen es zulassen. Es handelt sich um einen Ausspruch, der uns helfen könnte, das Echo dieser uralten Predigt zu verstehen, die in der Karibik verkündet wurde und sich auf alle Zeiten und Völker hin ausstreckt: „Bolivien … ein Staat … ein Vielvölkerstaat, frei, unabhängig, souverän, demokratisch, interkulturell …“
Eine schöne und doch merkwürdige Wortkombination, einem Theorem aus der Quantenphysik viel ähnlicher, in dem immer neue Möglichkeiten und Variationen stecken. Ein politischer Ausspruch, der sich anhört wie ein scheues, aber gleichzeitig starkes prophetisches Wort. Er kommt einem Laborversuch gleich, den wir als Volk noch verstehen müssen. [...]
Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.
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