archivierte Ausgabe 1/2016 |
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Leseprobe 3 |
DOI: 10.14623/wua.2016.1.28-34 |
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Christian Uhrig |
Das von Gott geschenkte Leben kann an kein Ende kommen |
(Ps.) Athenagoras Über die Auferstehung der Toten |
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Ostern – das ist die Erinnerung an „die Auferstehung des gekreuzigten Jesus“ als „Urdatum des chr[istlichen] Selbstverständnisses“. Ostern – das ist aber auch die Hoffnung auf die eigene Auferstehung von den Toten, denn der Glaube an Jesus verheißt ewiges Leben, wie Jesus selbst sagt:
„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.“ (Joh 11,25f.)
Bereits Paulus macht Christen in der Gemeinde von Korinth, die offenbar behaupteten, es gäbe gar keine Auferstehung der Toten (1Kor 15,12), unmissverständlich mit markigen Worten klar:
„Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, so ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist damit auch unsere Predigt nichtig, und nichtig ist euer Glaube“ (1Kor 15,13f.).
Kein Christentum also ohne Auferstehung! Ohne den Glauben an die Auferweckung Jesu und die Auferstehung der Toten ist das Christentum für Paulus unsinnig, und Christen ohne diesen Glauben sind die allerbedauernswertesten Kreaturen (1Kor 15,17.19)! Auferstehung Jesu und Auferstehung der Toten sind unverzichtbare Wesensmerkmale des Christentums. Hatte Paulus mit seiner Predigt in Korinth Erfolg? Konnte er diejenigen überzeugen, die Zweifel an der Auferstehung der Toten hatten oder sogar behaupteten, es gäbe eine solche gar nicht?
Wandel im Verständnis von Ostern und der Religiosität
Heute jedenfalls gibt es viele Menschen (und unter ihnen auch nicht wenige Christen), die seine unmissverständlichen Worte nicht überzeugen. Ostern als christliches Fest verliert immer mehr an Bedeutung. Ostern – das ist für mehr und mehr Deutsche ein harmonisches Familienfest, an dem man gut essen und trinken kann. An die Auferstehung Jesu glauben die meisten längst nicht mehr, und eine eigene Auferstehung von den Toten oder ein Weiterleben nach dem Tod halten sie, wenn überhaupt, für unwahrscheinlich. Allerbedauernswerteste Kreaturen also? Schon vor mehr als zehn Jahren stellte der Theologe und Journalist Matthias Morgenroth bei seiner Spurensuche nach moderner Religiosität fest, dass diese Entwicklung nicht unbedingt ein Anzeichen für den Niedergang des Christentums ist. Vielmehr habe sich im Glauben der Christen ein Wandel vollzogen: „Das gelebte Christentum der Gegenwart ist vor allem ein Weihnachts-Christentum. (…) Im Gegenzug haben Karfreitag und Ostern, einst mit unterschiedlicher Priorität die höchsten Feiertage der Christenheit, an Bedeutung verloren“. Diese Entwicklung hat ihren Grund in einem schon seit dem 19. Jahrhundert zu beobachtenden Wandel im Verständnis des Todes und des Umgangs mit ihm. Statt mit dem Tod als vertrautem Begleiter und Bestandteil des Lebens zu leben, breitet sich ein „dumpfes Schweigen über dem Tod aus“, der „lediglich zum diskreten, aber würdigen Ende eines befriedigten Lebens werden“ soll, wie Philippe Ariès am Ende seiner großen Geschichte des Todes konstatiert. Um ein befriedigtes, erfülltes Leben also geht es. „Karfreitag und Ostern haben daher mit den mit ihnen verbundenen Geschichten nur noch wenig Bedeutung (…) für das gegenwärtige Leben, das sich nicht mehr vom Tod her verstehen lässt.“
Wie aber mit dieser Situation und diesem geänderten religiösen Bewusstsein umgehen? Für den systematischen Theologen Gerhard Sauter lädt Ostern zur „Selbstprüfung“ ein: „Was ist uns als Osterbotschaft und mit ihr anvertraut? Wie verhält sich dies zu so vielem, von dem wir meinen, es müsse an Ostern gesagt, eingeprägt, symbolisch verdeutlicht, vielleicht sogar demonstriert werden?“ Im Folgenden möchte ich Sauters Anregung aufnehmen und als Patrologe anhand eines Blicks in die patristische Literatur der Spätantike prüfen, welche Impulse sich für eine solche „Selbstprüfung“ gewinnen lassen, wenn die traditionelle Rede von Ostern auch gläubige Menschen offenbar nicht mehr erreicht.
Spätantike De resurrectione-Literatur
In der spätantiken Welt gab es ganz unterschiedliche Vorstellungen und Einstellungen zu einer postmortalen Existenz: Die Unterwelt als dunkler Ort, an dem die Menschen als Schatten weiterleben, steht neben dem Elysion, einer Art Paradies, an dem auserlesene, gute Menschen belohnt werden, die philosophische Vorstellung einer unsterblichen Seele neben materialistischen Auffassungen, denen zufolge der Tod das absolute Ende des Lebens ist. Innerhalb einer solchen Vielstimmigkeit spricht das Christentum dezidiert von Auferstehung. Was aber meint das? [...]
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