archivierte Ausgabe 2/2005 |
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Silvia Schroer |
Das Image der Frauenbrüste im alten Israel |
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Frauenbrüste sind in unserer Gesellschaft vorwiegend erotisch definiert, häufig mit androzentrischem, ja pornographisch-voyeuristischem Blick gesehen und dargestellt. Es sind aufreizende, üppige, vor allem junge Brüste, die dem Ideal der Männerwelt entsprechen. Der stillenden Frau, der nährenden Brust wird eine Nische zugebilligt, die Mutter- Kind-Welt, die in Ratgeberliteratur und Stillgruppen vorkommt, aber nicht in der Alltagswelt. Im Ersten Testament beschränkt sich die Symbolik der Frauenbrüste nicht auf Sexualität. Vielmehr sind erotische und nährende Aspekte etwa gleich stark vertreten. Selten spiegelt sich bei den Erwähnungen der Frauenbrüste so etwas wie eine Selbstwahrnehmung von Frauen, sondern meistens der kulturelle Konsens, der natürlich unter patriarchalen Vorzeichen steht.
Erotische und intime Aspekte
Im Hohenlied vergleicht der Liebhaber die hüpfenden, nicht eingeschnürten Brüste seiner Freundin mit den agilen Kitzen der Gazelle oder mit köstlichen Datteltrauben: Deine zwei Brüste (sind) wie zwei Kitzen, Zwillinge einer Gazelle, die unter Lotosblüten weiden. (Hld 4, 5; vgl. 7, 4) Dein Wuchs ist so, dass er einer Palme gleicht, und deine Brüste den (Dattel-)Trauben. Ich denke: Ich will die Palme erklettern, ihre Rispen ergreifen. Dann werden deine Brüste wie die Weintrauben sein, der Atem deiner Nase wie der Duft der Äpfel und dein Gaumen wie der beste Wein [...] (Hld 7, 8f.)
Die Brüste sind auch ein Bild der größten Intimität. Zwischen ihren Brüsten trägt die Frau vielleicht ein Amulett oder ihr Siegel an einer Schnur. Noch heute tragen in vielen Ländern Frauen ihr Geld oder sonstige Wertsachen gut versteckt an der Brust, zwischen den Brüsten. Die Brüste der Frau erfahren im Hohenlied mehr Aufmerksamkeit als der Genitalbereich. Das ist eine Besonderheit der ägyptischen und israelitischen Liebesdichtung, während in Mesopotamien die Vulva der Frau ausdrücklich das exklusive Zentrum der sexuellen Liebeserfahrung ist. Interessant ist, dass die Frauenbrüste im erotischen Kontext von Lebenslust und Lebensfreude, ohne jeden Gedanken an Kinder, einerseits Regeneration und Frische bedeuten, andererseits aber die Assoziation mit Sättigung ganz stark ausgeprägt ist.
Die nährenden Brüste waren mindestens bildhaft nicht den Säuglingen vorbehalten. Explizit heißt es auch bei den Ratschlägen für junge Männer in den Proverbien: (Deine Frau ist) eine Hindin der Liebesfreuden, eine Steingeiß der Anmut. Ihre Brüste sättigen dich zu jeder Zeit, an ihrer Liebe kannst du dich stets berauschen. (Spr 5, 19) [...]
Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.
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