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Leseprobe 3 DOI: 10.14623/wua.2016.1.77-78
Patricia Madigan OP
Dialogisch, kontextuell und den Anderen verpflichtet
Der dominikanische Weg ist zuweilen als „wegloser Weg“ beschrieben worden, da es in der dominikanischen Tradition keine eigene Methode oder Technik – anders als z. B. die ignatianischen Exerzitien – zu geben scheint, die konstitutiv für das Dominikanersein ist. Dennoch kann ich im Leben vieler Dominikanerinnen und Dominikaner über die Jahrhunderte hinweg einige Attribute entdecken, die als Charakteristika dominikanischer Theologie betrachtet werden können. Die dominikanischen Vorbilder, die mein Verständnis, wie man Theologie als DominikanerIn treibt, am meisten geprägt haben, sind Thomas von Aquin, Katharina von Siena, Meister Eckhart und Bartolomé de Las Casas, ebenso wie Dominikus selbst. Ich schätze darüber hinaus den Beitrag, den die feministische Theologie und die Befreiungstheologie geleistet haben, um mein Verständnis zu vertiefen. In der Person des Dominikus sehe ich eine „Arbeitstheologie“, durchformt durch ein Leben von Gebet, Gemeinschaft und Studium der göttlichen Wahrheit in der Schrift und im Buch des Lebens. Armut des Geistes, der Primat der Wahrheit und die Kontemplation, wie sie in aktiver Seelsorge zum Ausdruck kommt, sind ebenso wichtige dominikanische Werte. Dominikanische Theologie ist dialogisch, kontextuell und anderen verpflichtet.

An Thomas von Aquin (1225–1274) sehen wir, wie seine wissenschaftliche Arbeit sowohl seine Mystik speiste als auch von ihr gespeist wurde. Thomas’ Leben leitete ihn zu den bekannten Grenzen der intellektuellen Welt seiner Zeit, wo er in Kontakt kam mit den Werken der griechischen, arabischen und jüdischen Wissenschaften und sich mit den erneut einflussreichen Schriften eines alten Philosophen – Aristoteles – beschäftigte. Das Ergebnis war ein Dialog mit der gesamten christlichen Lehre in dem Sinn, dass eine neue theologische Methodik und Perspektive geboren wurde. Sie hat immer noch eine brillante Klarheit, um die heutigen Fragen zu beleuchten, obwohl, wie zu erwarten ist, ihre Kategorien und Hypothesen einige der üblichen Einschränkungen des Mittelalters teilen.

Meister Eckharts (1260–1328) geschäftiges Leben war der Seelsorge und der wissenschaftlichen Arbeit verpflichtet und schloss das Lehren sowie die spirituelle Begleitung von Nonnen und Beginen mit ein, zugleich übernahm er aber auch Verantwortung im Dominikanerorden. Sein Leben veranschaulicht in vorbildlicher Weise den dominikanischen Weg, „in Gott geführt zu werden“ – ein Leben, in dem Tätigkeit und Kontemplation letztlich eins sind. Von Eckhart kann man lernen, dass Gott weder durch Gefühle noch durch logisches Denken begriffen werden kann. Eckharts Theologie ist reichhaltig, vielseitig und paradox. Er spannt die Grenzen des sprachlichen Ausdrucks bis aufs Äußerste. Zugleich harmoniert er mit modernen Denkweisen in seiner Sicht des spirituellen Lebens als eine Spannung von Gegensätzen.

Ich war immer fasziniert von der Theologie Katharina von Sienas (1347–1380), die zutiefst eingebettet ist in den sozialen Kontext von Siena sowie der römischen Kirchenpolitik und inmitten dessen entwickelt wurde. Katharina erinnert uns daran, dass Theologie immer in einem politischen, soziologischen und ökonomischen Kontext betrieben wird. Als Frau übertrat sie religiöse, politische und soziale Grenzen auf eine Art und Weise, die ihre religiösen Äußerungen auch heute noch frisch und neuartig erscheinen lässt. Ihr früheres Leben in Isolation und Einsamkeit blühte in einem beispiellosen Engagement auf. Sie rang mit immensen Herausforderungen – geboren aus der Konfrontation von Wahrheit und Unwahrheit, Mut und Feigheit, dem Eigenen und dem Anderen, Kirche und Welt. Ihre Mystik wurde nicht einfach ein Bestandteil von ihr, sondern war untrennbar mit ihrem Leben des Dienstes als Frau inmitten der von Gott geliebten Welt verbunden. Ihre Theologie ist erfahrungs- und beziehungsbezogen; Attribute, die heute als Charakteristika der feministischen Theologie und der Befreiungstheologie angesehen werden.

Das Leben von Bartolomé de Las Casas (1484–1566) ist untrennbar mit der Entdeckung der Neuen Welt verbunden. Als Sklavenbesitzer in den frühen Jahren der Kolonisierung Amerikas kam er immer mehr zu der Einsicht, dass die Theologen des spanischen Reiches wahrhaft das Evangelium im Dienste des materiellen Wohlstands verkünden, wenn ihre Argumente auf einer Theologie gründen, die davon ausgeht, dass die indigenen Völker vor ihrem Götzenglauben zu schützen seien. Mit seinen Fragen „Wer ist der Indio?“ und „Welche Mittel sind für seine oder ihre Konversion gerechtfertigt?“ befand sich Las Casas selbst an den Grenzen der politischen und religiösen Auseinandersetzungen dieser Zeit. Seine mystische und evangeliumsgemäße Intuition war, dass der Indio ein Glied des Leibes Christi sei. Später, als Dominikaner und Bischof, nutzte er seine Autorität, um die Menschenrechte der indigenen Bevölkerung Amerikas zu schützen. Hier war er ein früher Vorläufer der modernen Menschenrechtsbewegung.

Ich habe von diesen ebenso wie von vielen heutigen Dominikanerinnen und Dominikanern gelernt, was es bedeutet, sich als australische Dominikanerin auf die Fragen und Herausforderungen meiner Zeit und Umgebung theologisch einzulassen.

Aus dem Englischen von Kerstin-Marie Berretz OP, Oberhausen [...]


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