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Leseprobe 3
Timothy Radcliffe
„So sollen sie vollendet sein in der Einheit...“ (Joh 17,23)
Homilie zum Tod von Yves Congar
„Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich.“ (Joh 17,22-23)

Wir haben uns heute hier versammelt, um Gott zu danken und für Yves-Marie Congar zu beten. Wir danken, indem wir das Sakrament der Danksagung feiern:die Eucharistie. Fast jeden Tag während meines Aufenthalts in Saint-Jacques hatte ich das Privileg, zusammen mit Yves-Marie dieses Sakrament zu feiern, das Sakrament der Communio, die uns mit den Lebenden und den Toten vereint. Wir danken aber nicht nur für unseren Bruder Yves-Marie, sondern wir tun es auch mit ihm. Wir teilen heute seine Dankbarkeit für all das, was er empfangen hat, und für alles, was er gewesen ist. Er hat einmal gesagt, er habe in seinem Leben „drei Gnaden“ erfahren: die Freundschaftsbande, die er während des Krieges in den Gefängnissen von Colditz und Lübeck knüpfen konnte; seine Zugehörigkeit zum Dominikanerorden; und das Zweite Vatikanische Konzil. Ich denke, jeder dieser drei Momente von Gnade war ein Moment des Leidens, aber eines in Communio verwandelten Leidens. Denn im Zentrum seines Lebens war ein tiefes Verlagen nach Communio, nach Gemeinschaft wirksam, wie es dicht und gedrängt in dem Gebet Jesu zum Ausdruck kommt, das wir soeben im Evangelium gehört haben:„Alle sollen eins sein.“ Lassen Sie uns, gemeinsam mit unserem Mitbruder, Dank sagen, indem wir diese Momente der Gnade im Einzelnen betrachten.

Die Freundschaften aus der Gefängniszeit

Bei seiner ersten Gefangenschaft während des Krieges in der Nähe von Berlin hielt P. Congar Vorlesungen und Predigten über die Freiheit und gegen den Nazismus. Das war ein klarer Verstoß gegen die Vorschriften seiner Wärter. Und dieser Verstoß sagt uns einiges über ihn. Ganz gleich, wie die Bedingungen aussahen – er war vor allem Lehrer. Und zwar ein mutiger Lehrer, der etwas lehrte, was sein Leben gefährden konnte. Weil er sich weigerte, seine Lehrtätigkeit einzustellen, bestrafte man ihn mit der Verlegung in das schreckliche Gefangenenlager von Colditz nahe Lübeck. Das Wichtigste, was er damals gelernt habe, so sagte er später, sei gewesen, wie man Nudeln kocht. In Gefangenschaft musste man das Überleben lernen und einander helfen. An diesem Ort der Entbehrung hat er den großen Reichtum der Freundschaft kennen gelernt und hat Freunde erworben, denen er bis zu seinem Tod treu geblieben ist. [...]


Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.

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