archivierte Ausgabe 3/2008 |
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Klaus-Bernward Springer |
Paulus |
Der erste der Prediger |
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Die Predigerbrüder sahen in besonderem Maß den Apostel Paulus als Vorbild. Nach Thomas von Aquin verspürten manche „im Freisein für die Kontemplation Gottes solche Freude, daß sie von jener nicht lassen wollen. Selbst nicht, um sich zum Heil des Nächsten in den Dienst Gottes nehmen zu lassen. Andere aber erreichen eine solche Höhe der Liebe, daß sie selbst die Kontemplation Gottes, wiewohl sie höchste Freude in ihr erfahren, aufgeben, um Gott zu dienen in der Sorge für das Heil des Nächsten. Das war die Vollkommenheit des hl. Apostels Paulus … und das ist die Vollkommenheit, die den … Predigern eigentümlich ist.“ Die Bezeichnung der Brüder als „Prediger“ unterstrich die Verbindung zu Paulus als „großem Lehrer und Prediger“ (Humbert de Romanis) bzw. als „erstem der Prediger“.
Paulus als Prediger und die Legitimierung des Predigerordens durch Petrus und Paulus
Der Rückgriff auf die apostolischen Anfänge durch Dominikus und seine Brüder förderte die Wertschätzung des Völkerapostels. Jakobus de Voragine schrieb in der einflussreichen „Legenda aurea“ zum Fest „Pauli Bekehrung“ über „das große Wunder, das Gott an ihm wirkte, da er aus seinem grimmigsten Verfolger machte seinen getreuesten Prediger.“ Gegen Kritik an der Mobilität und dem „unseriösen“ Herumwandern der Brüder, das im Anschluss an die Benediktregel als Gyrovagentum bezeichnet wurde, erklärte der Dominikaner Thomas von Cantimpré († 1270/72): „meine Brüder, ihr müsst euch nicht schämen, Gyrovagen genannt zu werden oder gar zu sein. Ihr seid in Gesellschaft des hl. Paulus, dem Lehrer der Völker … Während diese [Mönche] in ihren Klöstern sitzen …, geht ihr mit Paulus umher und macht die Arbeit, die euch aufgetragen wurde.“ Nach der „Gründungslegende“ des Dominikaners Konstantin von Orvieto (+ 1256) legitimierten die Apostelfürsten das Apostolat des Dominikus und seiner Brüder: „Als … Dominikus in Rom war und in der Basilika von Sankt Peter … sein Gebet um Bewahrung und Entfaltung des Ordens … verrichtete, … sah er plötzlich, wie … Petrus und Paulus auf ihn zukamen. Es schien ihm, daß Petrus ihm einen Stab und Paulus ein Buch übergab. Sie sagten dabei: Geh und predigte, denn von Gott bist du zu diesem Dienst auserkoren worden! Gleich darauf kam es ihm blitzartig so vor, als sähe er seine Söhne über die ganze Welt verstreut, je zu zweit wandernd und das Wort Gottes den Völkern verkündend.“
Paulus-Patrozinien von Dominikanerkirchen
Als Vorbild für Mission und Apostolat wurde Paulus Schutzheiliger vieler Predigerkirchen und -konvente. Dass nach den ältesten Konstitutionen „unser Orden speziell wegen der Predigt und der Seelsorge“ gegründet wurde, war nach H. Denifle „der Grund, warum anfänglich so viele Klöster unter das Patronat des heiligen Paulus und dessen conversio gestellt wurden. [...]
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