archivierte Ausgabe 3/2009 |
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Jean Grondin |
Die Einsicht des Verstehens |
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Wer sind wir? Wer bin ich? Was ist der Mensch? Das sind grundlegende, aber nicht immer gründlich gestellte Fragen der Philosophie sowie des Menschseins überhaupt. Augustin sagte zu Beginn seiner Confessiones, der Mensch sei eine Frage für sich selbst. In seiner Logik stellte Kant bekanntlich die Frage „Was ist der Mensch?“ gar über die drei von seiner Kritik der reinen Vernunft herausgestellten Grundfragen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Wie lässt sich auf diese Fragen eine Antwort wagen, wenn man nicht weiß, was der Mensch sei? Kant hat aber selber keine direkte Antwort auf die von ihm gestellte Frage „was ist der Mensch?“ gegeben. Moderne Autoren wie Nietzsche und Foucault kehrten gewissermaßen zu Augustins Einsicht zurück, als sie den Menschen als ein Rätsel für sich selbst hinstellten.
Sapere aude
Der Mensch kann aber nur ein Rätsel oder eine Frage für sich selbst sein, weil er auf Verstehen aus ist. Der Mensch ist doch ein verstehendes Wesen. Nicht umsonst heißt unsere Spezies homo sapiens. Darin steckt etwas von Wissen und damit von Verstehen. Aber was besagt das eigentlich? Hier kann uns das Verb sapere leiten, dessen Partizippräsenz sapiens unsere Art kennzeichnet. Es bedeutet zunächst „wissen“, Bescheid wissen. Wir unterscheiden uns anscheinend von anderen Lebensarten durch unseren Intellekt, d. h. unsere verstandesmäßige Auffassung der Dinge, die aus uns „sapientes“, Wissende, Verstehende macht.
Aber sapere hat einen anderen schönen Nebensinn im Lateinischen. Es heißt kosten, schmecken, spüren, riechen. Das ist aber nicht so sehr eine andere Bedeutung als die Erläuterung dessen, was Wissen eigentlich einschließt: etwas wissen heißt etwas so kosten, riechen und spüren, dass man ahnt, was dahinter steckt. Ein Stück Obst oder Fleisch riecht nicht gut, da sagen wir: das ist nicht zum Essen. Etwas sieht nicht gut aus: da ist etwas schief. Umgangssprachlich sagt man auch von Sachen, die zweifelhaft sind: „das riecht nicht gut“. Verstehen heißt also ein Gespür haben für die Dinge. Es ist zu betonen, dass das, was man dabei spürt oder wittert, bereits in den Dingen steckt: ein Geruch ist ein guter oder ein schlechter Geruch, den man riecht, wie es eine draußen herrschende Wärme oder Kälte ist, die man fühlt. Man wird dann entsprechend einen Pullover an- oder ausziehen. Wir spüren, d. h. wir verstehen, wie es mit den Sachen steht. Verstehen heißt also einen Sinn haben für den Sinn, den die Dinge bereits in sich bergen: ich spüre, ich verstehe, dass der Fluss des Stromes oder des Windes zu stark ist, oder gerade richtig. [...]
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