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Leseprobe 3 DOI: 10.14623/wua.2020.3.122-128
Asmaa El Maaroufi
Jenseits anthropozentrischer Perspektiven
Von Menschen, Ameisen und anderen Tieren des Korans
Ameisen, Mücken, Hunde, Elefanten, Kamele: Die augenscheinlich kleinsten bis hin zu den größten Tieren werden in verschiedenen Kontexten des Korans genannt. So tummeln sie sich mehr als zweihundert Mal in den 114 Suren des Korans. Gar tragen sechs dieser Kapitel Tiernamen als Überschrift. So trägt die zweite Sure des Korans beispielsweise den Namen „die Kuh“ (al-baqara), die 16. trägt den Namen „die Biene“ (al-naḥl) und die 105. den Namen „der Elefant“ (al-fīl). All diese Tiererwähnungen finden dabei in den unterschiedlichsten Kontexten statt. Mal ist von ihnen in Gleichnissen die Rede, an anderer Stelle tauchen sie in Lehrstücken bzw. Narrationen auf, aber auch in Zusammenhang mit normativen Regelungen werden diese erwähnt. Im Folgenden soll sich jedoch jenen koranischen Momenten zugewandt werden, in denen Menschen und Tiere einander begegnen, um das ethische Moment hierbei darzustellen. So soll gezeigt werden, auf welche Weise eine islamische Theologie des 21. Jahrhunderts koranische Narrationen für eine (Tier-)Ethik des Mitseins von Mensch und Tier fruchtbar macht.

Die Schöpfung im Angesicht Gottes Nichts habe Gott umsonst oder gar zum Zeitvertreib erschaffen (Suren 3,190 und 44,38). Vielmehr weisen alle Wesen einen je eigenen Selbstzweck auf, insofern jedes Dasein von Gott derart gewollt ist („Sei!“, Sure 16,40), dass bereits die Erschaffung selbst eine (göttliche) Bejahung des jeweiligen Geschöpfs darstellt. Die Zerstörung dieser hat im Umkehrschluss die Verneinung dessen, was Gott bejaht, zur Folge. Dabei ist dieser göttliche Schöpfungsakt bereits ausreichend dafür, um alles Erschaffene als Segnung zu begreifen, die Gott der Schöpfung als Zeichen seiner Barmherzigkeit, Macht und Gnade aufzeigt. Es mag daher nicht verwundern, dass der Koran die Geschöpfe selbst mehrfach als āyāt Allāh („Beweise“ bzw. „Zeichen Gottes“, Sure 3,190) bezeichnet. Das Dasein aller Geschöpfe referiere bereits auf Gott. So wird der Mensch im Koran mannigfach dazu aufgerufen, in der Erschaffung von Himmel und Erde und seiner Geschöpfe die Zeichen Gottes zu erkennen (Sure 3,190).

Auf diese Weise erheben die Geschöpfe sich (in einem metaphysischen Sinne) zu Unterstützer*innen Gottes, insofern ihr Sein das Sein Gottes unterstreiche. Dabei darf Gott jedoch nicht als passiver Gott verstanden werden, der nach dieser Zeichensetzung den Rückzug antritt. Vielmehr sei er für seine Schöpfung da – er wendet sich nicht von dieser ab; ist stets bei ihr. Eben hierin macht sich auch die Prozesshaftigkeit der koranischen Schöpfung bemerkbar. Nicht war Gott nur Schöpfer; vielmehr ist und bleibt er derart aktiver Erschaffer, als er sich immerfort um seine Schöpfung sorgt. Dies wird durch die koranisch besonders hervorgehobenen versorgenden Elemente des Schöpfers dargelegt. Dieses unmittelbare, gar immerwährende Dasein in Form der Fürsorge Gottes zeugt von der Gottesunmittelbarkeit zwischen Gott und Schöpfung. So ist er seiner Schöpfung stets nah („Nah bin Ich!“, Sure 2,186) in der unmittelbarsten Weise.

Diese Gottesunmittelbarkeit, die an keine Spezies oder Voraussetzungen geknüpft ist, bezieht sich dabei derart auf die direkte Gottesbeziehung und -interaktion, insofern sie die eine transzendentale Verwiesenheit der Schöpfung auf das ganz und gar Geheimnisvolle, Gott, schlechthin meint. Hieraus erst entstehen die Beziehung, die eine Beziehung der Geborgenheit ist, und die Fähigkeit der gesamten Schöpfung, derart Gottes fähig zu sein, dass jedes Geschöpf in dieser Verwiesenheit auf Gott reagieren kann und in dieser Beziehung zu ihm zur Antwort fähig ist. Auch ist Gott in dieser Beziehung – fernab anthropozentrischer Engführungen – der Versorger, der sich als solcher versorgend all seinen Geschöpfen zuwendet und in diesem Akt auch die Erde für alle Geschöpfe erschuf (Sure 55,10).

„…und sie sind Gemeinschaften gleich euch!“

Gott, Mensch – und die anderen Tiere Fragt man an dieser Stelle dezidiert nach der Beziehung zwischen Gott und Tier, so wird sie im Koran als eine interaktive Beziehung vorgestellt: So ist Gott der Versorger der Tiere; der Koran macht sie gar zu Vorbildern in ihrem bedingungslosen Vertrauen in Gott als den Versorgenden (al-razāq, Sure 2,26). Die Tiere wiederum kommunizieren mit Gott – auch in Form von Eingebungen, wie sie bei der Biene beschrieben werden (Sure 16,68). Sie verfügen dabei über eigene Beziehungen zu Gott, indem sie zu ihm beten (Sure 21,41), gar über ihre eigenen Preislieder verfügen, die der Mensch jedoch nicht imstande ist zu verstehen (Sure 17,44). Dabei werden ihnen auch jeweilige, e igene Gemeinschaften (umam) zugesprochen (Sure 6,38). [...]


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